WIFO-Studie "Budgetäre Kosten und Risiken durch klimapolitisches Nicht-Handeln und Klimarisiken"

WIFO-Studie zeigt: Massive Kosten durch Nicht-Handeln beim Klimaschutz – Belastung des Staatsbudgets bereits jetzt 5,4 bis 7 Milliarden Euro pro Jahr

Die Klimakrise ist für uns alle spürbar und allgegenwärtig. Nicht-Handeln in Sachen Klimaschutz ist äußerst teuer, kostet Österreich bereits heute viele Milliarden Euro und ist auch künftig mit großen budgetären Risiken verbunden. Zu diesem eindeutigen Ergebnis kommt eine aktuell veröffentlichte Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), die erstmals eine gesamthafte Übersicht über Kosten durch klimapolitisches Nicht-Handeln für die öffentliche Hand darstellt.

Zahlreiche Gegenmaßnahmen der Bundesregierung unter Federführung von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler zeigen bereits Wirkung für mehr Klimaschutz in Österreich. So ist der Erneuerbaren-Anteil der heimischen Stromerzeugung auf 87 Prozent gestiegen – ein europäischer Spitzenwert. Außerdem sind nach den jüngsten Prognosen des Grazer Wegener Centers Österreichs CO2-Emissionen 2023 im Vergleich zu 2022 um 6,9 Prozent deutlich gesunken.

Die Kosten des Nicht-Handelns beim Klimaschutz belasten die öffentliche Hand laut der Studie schon jetzt zumindest im Ausmaß von 5,4 bis 7 Milliarden Euro pro Jahr. Zudem müssen auch steigende Kosten aufgrund steigender Klimawandelanpassungsmaßnahmen und – durch die Klimakrise bedingte – immer häufiger auftretende klimawandelbedingte Schäden, wie Extremwetterereignisse, einkalkuliert werden. So könnten etwa künftige Ausgaben für Klimawandelanpassung bis 2030 1,7 Milliarden Euro pro Jahr ausmachen.  Zudem belasten klimaschädliche Subventionen des Bundes das öffentliche Budget mit 4,1 bis 5,7 Milliarden Euro pro Jahr.

Werden europarechtlich vorgegebene Klimaziele verfehlt, ist Österreich zudem zum Ankauf von Emissionszertifikaten verpflichtet: hierfür könnten die Kosten für den Zeitraum 2021 bis 2030 4,7 Milliarden Euro erreichen. Nicht zuletzt werden die öffentlichen Ausgaben für die Beseitigung von klimawandelbedingten Schäden steigen und bis 2030 2,5 bis 5,2 Milliarden Euro erreichen. Ein Teil dieser Schäden wird die öffentlichen Haushalte belasten, etwa für zusätzliche Gesundheitsausgaben.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: "Die Klimaschutzmaßnahmen die wir in den letzten vier Jahren gesetzt haben, zeigen bereits Wirkung. Der boomende Erneuerbarenausbau und die steigende Grünstromproduktion sind tolle Erfolge. Genauso sind die CO2-Emissionen laut den aktuellsten Prognosen des Wegener-Center auch 2023 deutlich am Sinken. Das gibt Zuversicht im Klimaschutz – wir können das Nicht-Handeln und die Fehlentscheidungen der vergangenen Regierungen in Sachen Klimaschutz auch in Österreich aufholen.
Gerade jetzt entfalten Investitionen und Maßnahmen für mehr Klimaschutz eine doppelte Wirkung – für die Konjunktur und für den Klimaschutz. Deswegen investieren wir auch 2024 weiter in eine gute Zukunft. Mit dem erst kürzlich verabschiedeten Rekord-Klimaschutzbudget sorgen wir dafür, dass die Menschen mit uns gemeinsam das Klima schützen können. Wo es mehr kostet, unterstützen wir mit umfangreichen Förderungen und wo es eine neue Technologie braucht, fördern wir sie. Wir kurbeln damit die Konjunktur an, schaffen und sichern Arbeitsplätze. Davon profitieren die Menschen in unserem Land, die Wirtschaft und unser Klima."

Hinweis

Die Studie "Budgetäre Kosten und Risiken durch klimapolitisches Nicht-handeln und Klimarisiken" wurde vom Klimaschutzministerium beauftragt und finanziert. Durchgeführt wurde die Studie von den beiden renommierten Wissenschaftlerinnen des WIFO Angela Köppl und Margit Schratzenstaller.

Fazit der Studie: Die Klimakrise verursacht bereits jetzt volkswirtschaftliche Kosten in Milliardenhöhe. Aktuell ist die öffentliche Hand mit (zumindest) 5,4 bis 7 Milliarden Euro pro Jahr an Folgekosten konfrontiert.

Studie "Budgetäre Kosten und Risiken durch klimapolitisches Nicht-handeln und Klimarisiken" (PDF, 852 KB)

Ergebnisse im Detail

  • Auswirkungen des Nicht-Handelns in der Klimakrise belasten das öffentliche Budget: durch Ausgaben für klimawandelbedingte Schäden, Klimawandelanpassung, schwer abschätzbare Kosten im Falle der Verfehlung österreichischer Ziele in der europäischen Klima- und Energiepolitik und Kosten, die durch weitergeführte klimaschädliche Maßnahmen verursacht werden. Die Folgen der Klimakrise führen zudem zu Wachstumsverlusten und somit zu geringeren Steuereinnahmen.
  • Bereits seit 2014 fallen durch öffentliche Ausgaben im Bereich Klimawandelanpassung Kosten von gut 1 Milliarde Euro jährlich an, diese dürften sich bis 2030 auf mehr als 1,7 Milliarden Euro pro Jahr und bis 2050 auf mehr als 2 Milliarden Euro pro Jahr erhöhen.
  • Zusätzlich belasten klimaschädliche Subventionen des Bundes das öffentliche Budget mit 4,1 – 5,7 Milliarden Euro pro Jahr.
  • Die – schwer zu prognostizierenden – Kosten für den notwendigen Ankauf von Emissionszertifikaten im Falle einer EU-Klimazielverfehlung könnten für den Zeitraum 2021 – 2030 rund 4,7 Milliarden Euro erreichen.
  • Österreichs Beiträge für den internationalen Klimaschutz stehen derzeit bei rund 220 Millionen Euro pro Jahr .

Die Studie zeigt wesentliche Schlussfolgerungen auf

  • Unzureichende Klimapolitik belastet Staatshaushalt massiv
  • Klimapolitische Untätigkeit entwertet staatliches Vermögen
  • Nicht-Handeln bei Klimaschutz verschärft die Klimakrise und ihre Auswirkungen, damit steigen Folgekosten für öffentliche Hand sowie klimawandelbedingte Wachstumsverluste
  • Höhere Finanzierungskosten für Staatsschulden durch Klimarisiken
  • Klimapolitisches Handeln beseitigt bzw. reduziert künftige Kosten, insbesondere im Bereich der umweltschädlichen Subventionen und teurer CO2-Emissionszertifikate
  • Die Einbeziehung von Klimarisiken in die Budgetplanung ist jedenfalls als sinnvoll zu bewerten

Studie "Budgetäre Kosten und Risiken durch klimapolitisches Nicht-handeln und Klimarisiken" (PDF, 852 KB)