Gasversorgung: Ergebnisse der Beratungen der Bundesregierung
Zur aktuellen Lage
In der vergangenen Woche ist es an zwei Tagen zu deutlich geringerer Einspeicherung in die heimischen Gasspeicher gekommen – am 28. Juni und am 1. Juli. Neben den verringerten Gasliefermengen aus Russland (im Schnitt minus 50 Prozent im Vergleich zur bestellten Menge bei der OMV) ist auch vermehrter Gasbedarf in Italien aufgrund von massiver Trockenheit (weniger Wasserkraft zur Stromerzeugung) ein Grund dafür. An den anderen Tagen wurden die heimischen Speicher weiterhin spürbar befüllt. Die Speicher sind derzeit zu 46 Prozent befüllt, das entspricht 43,93 Terawattstunden. Österreich hat im europäischen Vergleich besonders gut ausgebaute Speicher, sie können mit einer maximalen Füllmenge von 95,5 Terawattstunden einen durchschnittlichen heimischen Jahresbedarf (rund 90 Terawattstunden) abdecken.
Laut Auskunft von OMV und der zuständigen Behörde E-Control ist die Versorgung derzeit sichergestellt. Die OMV hat darüber hinaus angekündigt, zusätzliche Liefermengen am Spot-Markt zu beschaffen, sollte das notwendig werden. Die Lage wird vom Krisenstab im Klimaschutzministerium laufend überwacht und neu bewertet.
Gasnotfallplan: Österreich bleibt vorerst in der Frühwarnstufe
Angesichts der aktuell weiterhin gewährleisteten Gasversorgung und des Fortschritts beim Befüllen der Speicher wird Österreich vorerst die Frühwarnstufe im Gasnotfallplan beibehalten. Wesentliche Kriterien für die Beurteilung sind die laufende Versorgung mit Gas und der Aufbau der Speicherstände. Österreich hat sich zum Ziel gesetzt, mit einem Speicherstand von mindestens 80 Prozent in die kommende Heizsaison zu gehen. Ist dieses Ziel gefährdet, wird die Alarmstufe des Gasnotfallplans ausgerufen. Mit der angekündigten Wartung der Pipeline Nord Stream 1 (Ostsee-Pipeline, die von Russland nach Deutschland führt), steht ab dem 11. Juli ein weiteres, potentiell kritisches Ereignis für die Versorgung und den Speicheraufbau bevor.
Hintergrund
Österreich befindet sich seit 30. März in der Frühwarnstufe des Gasnotfallplans. Das Klimaschutzministerium, die zuständige Behörde E-Control und der heimische Gasinfrastruktur-Betreiber AGGM sind seither in täglichem Austausch mit allen Marktakteuren sowie internationalen Partner:innen, um tagesaktuell Liefermengen, am Markt verfügbare Gasmengen und die Preisentwicklung zu überwachen.
Umrüstung auf alternative Energieträger angeordnet
Als zusätzliche Vorsorge wird Großverbrauchern (Industrieanlagen, Kraftwerke und Fernheizwerke) angeordnet, ihre Anlagen für den Betrieb mit alternativen Energieträgern (vor allem Öl) zu ertüchtigen, sofern das technisch und wirtschaftlich vor dem kommenden Winter machbar ist. Im Fall stark reduzierter Gaslieferungen können Anlagen weiterhin in Betrieb bleiben und die vorhandenen Gasreserven halten länger vor.
Eine entsprechende Verordnung auf Basis des Energielenkungsgesetzes wird ausgearbeitet, in Begutachtung gehen und dem Energielenkungsbeirat behandelt. Danach wird sie dem Hauptausschuss des Nationalrates zum Beschluss vorgelegt. Da es sich um eine Energielenkungsmaßnahme handelt, werden die Kosten für die Ertüchtigung den betroffenen Unternehmen ersetzt.
Aufruf an die Bevölkerung: Auf kommende Heizsaison vorbereiten
Darüber hinaus ruft die Bundesregierung die Bevölkerung auf, sich auf die kommende Heizsaison vorzubereiten und beim Einsparen von Strom und Gas mitzuhelfen. Haushalte, die die Möglichkeit haben, auf andere Heizungssysteme umzusteigen, sollen das tun.
Alle Haushalte, aber vor allem jene, die weiterhin mit Gas heizen müssen, können durch verhältnismäßig einfache Maßnahmen spürbare Einsparungen erzielen:
- Therme vom Installateurbetrieb warten und effizient einstellen lassen
- Heizkörper entlüften und von Möbeln frei räumen
- Hydraulischer Abgleich der Heizungsanlage im mehrgeschossigen Wohnbau
- Türen und Fenster abdichten
Zur Vorbereitung auf die Heizsaison wird die Bundesregierung die Bevölkerung im Rahmen einer Kampagne über Möglichkeiten zum Energiesparen informieren.
Hintergrund
In Österreich wird in den Sommermonaten nur wenig Strom mit Gaskraftwerken erzeugt. Der überwiegende Anteil des Stroms entsteht aus Erneuerbaren. Zudem verbrauchen Haushalte viel weniger Gas als im Winter. Im Herbst steigt der Gasverbrauch spürbar an. Es wird wieder geheizt und weil weniger Strom aus Sonne und Wasserkraft gewonnen wird, kommen auch die Gaskraftwerke stärker zum Einsatz.