Wasserstoff aus Wind- und Sonnenstrom für Österreich Großvolumige Elektrolyseanlage im Burgenland geplant
Burgenland Energie und Verbund starten Kooperation zur Unabhängigkeit von internationalen Anbietern und fossilen Energiequellen
Im Burgenland wird der bisher größte Elektrolyseur Österreichs entstehen. Aus 300 Megawatt Wind- und Sonnenenergie werden im Vollausbau 40.000 Tonnen grüner Wasserstoff produziert. Damit ist das Projekt – initiiert von Burgenland Energie gemeinsam mit Verbund und Partnern – auch im europäischen Vergleich eines der größten Wasserstoffprojekte. In einer gemeinsamen Pressekonferenz präsentierten Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, der Vorsitzende des Verbund-Vorstandes Michael Strugl und Burgendland-Energie-CEO Stephan Sharma die gemeinsamen Pläne. Grüner Wasserstoff ist ein wichtiger Schritt zur Energieunabhängigkeit und zur Klimaneutralität, wie einstimmig betont wird.
Wasserstoff ist einer der wichtigsten Bausteine auf dem Weg zu einer klimaneutralen Zukunft. Der hochwertige Energieträger kann vielseitig eingesetzt werden und ermöglicht besonders in der Industrie, wo fossile Energieträger oft nicht direkt durch Strom ersetzt werden können, die Dekarbonisierung. Auch als Speicher kann er in Zukunft eine Rolle spielen, genauso wie in Nischenanwendungen der Mobilität.
Die gemeinsame Initiative der beiden heimischen Energieunternehmen sei ein wichtiger Baustein in der Wasserstoffstrategie des Bundes und ein ausgezeichnetes Signal.
„Wir spüren aktuell ganz deutlich, wie gefährlich unsere Abhängigkeit von Energieimporten ist. Deshalb werden wir bei Grünem Wasserstoff verstärkt auf die Produktion im Inland setzen. Erst vor wenigen Wochen haben wir mit unserer Wasserstoffstrategie den Grundstein gelegt. Heute können wir schon ein erstes Projekt präsentieren. Das ist ein wichtiger und großer Schritt“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
„Der Bund kann Rahmenbedingungen schaffen, genutzt werden müssen diese aber vor Ort. Ich bin sehr froh, dass sich mit dem Burgenland, der Burgenland Energie und Verbund hier engagierte Vorreiter gefunden haben, die auch einen klaren Plan und eine positive Perspektive für eine zukunftsfitte Industrie vorlegen.“
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil verwies auf die Geschichte des Burgenlandes, aus der sich auch ein besonderer Anspruch für die Zukunft ableite: „Das Burgenland war schon in den 1990-er Jahren Vorreiter bei der erneuerbaren Energie. Mangels fossiler Energievorkommnisse wurden damals die ersten Windräder in Österreich installiert. Heute setzen wir zusätzlich auf den massiven Ausbau der Photovoltaik. Unser ehrgeiziges Ziel ist es, bis zum Jahr 2030, also in acht Jahren, klimaneutral zu werden.“
Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, brauche es eine gemeinsame Kraftanstrengung aller Beteiligten, eine Beschleunigung der Verfahren und den Mut, Pionierarbeit zu leisten. Dies schone das Klima, sei aber auch ein wichtiger Schritt in Richtung der nötigen Unabhängigkeit von Gas aus Russland.
„Wir müssen die Potentiale, die Sonnen- und Windkraft bieten, umfassend nutzen. Dazu gehört die Möglichkeit ‚grünen Wasserstoff‘ zu produzieren. Der Verbund ist hier ein wichtiger Partner. Im Vollausbau kann die Anlage mehr als zehn Prozent des gesamten Gasbedarfs der Republik abdecken, ohne jeglichen CO2-Ausstoß“, so der Landeshauptmann.
„Unser Ziel ist es, bis 2030 nicht nur klimaneutral, sondern auch energieautark zu werden, also sämtlichen Bedarf an Energie aus eigenen Quellen abzudecken. Damit wird es längerfristig auch möglich sein, den Preis für Energie selbst zu bestimmen.“
Als Vorreiter bei grünem Wasserstoff hat Verbund gemeinsam mit voestalpine und Siemens bereits 2019 den ersten PEM-Elektrolyseur Österreichs in Betrieb genommen. Grüner Wasserstoff ist eine wesentliche Säule der Unternehmensstrategie.
Verbund-Vorstandsvorsitzender Michael Strugl: „Europa steht vor einer energiewirtschaftlichen Zeitenwende. Erneuerbare Energien sind unsere einzige Chance für Dekarbonisierung und Unabhängigkeit von fossilen Importen – doch wir brauchen auch grünen Wasserstoff als Gamechanger.“
„Jetzt ist die Chance, Österreich in eine Vorreiterrolle zu bringen. Dieses gemeinsame Projekt bringt uns einen großen Schritt Richtung Energiezukunft weiter.“
Bis 2040 wird die Nachfrage nach grünem Wasserstoff in Österreich das 4- bis 5-Fache des heutigen Gesamtbedarfs betragen. Dieser Bedarf wird durch zunehmende lokale Produktion, aber auch durch Wasserstoff-Importe gedeckt werden.
Stephan Sharma, Initiator und Ideengeber des Projekts, hält fest: „Wasserstoff ist ein entscheidender Energieträger der Zukunft. Wir befinden uns heute in der größten Energietransformation seit der Erfindung der Dampfmaschine. Wir werden in recht kurzer Zeit Heizen und Mobilität von fossilen Energieträgern auf Strom umstellen. Und das ist gut und richtig so. Statt fossile Rohstoffe zu verfeuern, können wir mit erneuerbaren Energien Strom produzieren und für unsere Bedürfnisse einsetzen. Für jene Lücke, wo Strom kein adäquater Ersatz ist, ist sauber erzeugter Wasserstoff ein hervorragendes Produkt, um Öl und Gas zu ersetzen.“
Die Anlage, die Burgenland Energie und Verbund gemeinsam im Burgenland errichten, wird in mehreren Stufen gebaut. So soll ab 2026 9.000 Tonnen grüner Wasserstoff aus burgenländischer Wind- und Sonnenenergie pro Jahr produziert werden. In der Vollausbaustufe bis 2030 werden es jährlich 40.000 Tonnen Wasserstoff für Österreich sein, womit wir 400.000 Tonnen CO2-Emissionen jährlich einsparen werden.
Stephan Sharma unterstreicht, dass es sich damit um das nächste hoch innovative Projekt im Burgenland auf dem Weg zur Energieunabhängigkeit handle: „Als grünes Technologieunternehmen sind wir bereits heute führend in der Stromproduktion aus Wind- und Sonnenenergie in Österreich. Mit diesem Innovationsprojekt veredeln wir burgenländischen Wind- und Sonnenstrom zu Wasserstoff für Österreich.“