Klimaschutzministerium präsentiert Ausbauplan der Infrastruktur für die Energiewende

Als erstes EU-Mitgliedsland hat Österreich einen integrierten Netzinfrastrukturplan. Der ÖNIP wird dem Boom bei erneuerbaren Stromerzeugung gerecht 

Der integrierte österreichischen Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) zeigt, was Österreich für die sichere, saubere und zukunftsfähige Energieversorgung braucht. Erstmals wird das Energiesystem in seiner Gesamtheit betrachtet. Denn eine gut entwickelte Gesellschaft, eine konkurrenzfähige Industrie und eine florierende Wirtschaft benötigen das feste Fundament einer sicheren erneuerbaren Energieversorgung.

Wir erleben derzeit einen Boom bei der erneuerbaren Stromerzeugung. Die Energieinfrastruktur muss dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren, der Entwicklung der Wasserstoffproduktion sowie dem Zusammenspiel aller Energie-Sektoren gewachsen sein. Der neu geschaffene Netzinfrastrukturplan zeigt den notwendigen Ausbau der Strom-Übertragungsnetze für die Einbindung und Verteilung der erneuerbaren Erzeugung. Er bildet auch die Veränderung des Gasnetzes und das Wasserstoff-Startnetz für die klimaneutrale Industrie in Österreich ab. Der ÖNIP ist damit die österreichweite Grundlage für die detaillierte Energieraumplanung.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Wir sehen, dass die Energiewende mit hoher Geschwindigkeit läuft. Dafür brauchen wir nicht nur viele Wind- und Solaranlagen, sondern auch stabile Stromnetze und Wasserstoff für die Industrie. Der ÖNIP bildet die Grundlage für den Aus- und Umbau der Netze, indem er Strom und Gase gemeinsam betrachtet und den zukünftigen Transportbedarf ausweist. Er wurde einer Umweltprüfung unterzogen und hilft damit, die Genehmigungsverfahren für neue Anlagen zu beschleunigen. Ich freue mich sehr, dass wir auch mit dieser integrierten Netzplanung Vorreiter in Europa sind.“
APG-Vorstand Gerhard Christiner: „Stromnetze sind der Schlüssel für das Gelingen der versorgungssicheren Energiewende in Österreich und Europa. Mit der Veröffentlichung des ÖNIP ist ein Meilenstein für die energiewirtschaftliche Gesamtplanung Österreichs erfolgt. Dieser bestätigt das APG-Investitionsprogramm in der Höhe von 9 Milliarden Euro bis 2034 und somit auch das öffentliche Interesse aller APG-Projekte der kommenden Jahre. Für den Wirtschaftsstandort Österreich ist es darüber hinaus besonders wichtig, dass wir möglichst schnell vom Planen ins Tun kommen.“
AGGM-Vorstand Bernhard Painz: „Eine leistungsstarke Gasinfrastruktur ist ein Garant für das Gelingen der Energiesystemwende. Der ÖNIP hebt die Notwendigkeit einer parallelen Infrastruktur von Wasserstoff und Methan hervor, damit die Integration von Biomethan und Wasserstoff in das Energiesystem vorankommen kann. Die H2-Roadmap für Österreich der AGGM hat hier im vergangenen Jahr bereits die Richtung aufgezeigt, in die eine integrierte Infrastrukturplanung für Strom und Gas gehen muss, um die Dekarbonisierungsziele zu erreichen und eine zuverlässige Energieversorgung für den Wirtschaftsstandort sicher zu stellen. Mit Investitionen in der Höhe von rund 2 Milliarden Euro bis 2050 kann aus dem bestehenden Gasnetz – großteils durch Umbau bestehender Leitungen – das Wasserstoff-Kernnetz aufgebaut werden.“

Der Integrierte Netzinfrastrukturplan im Detail

Der integrierte österreichische Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) ist gemäß Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) ein übergeordnetes strategisches Planungsinstrument, das erstmalig erstellt wurde. Österreich legt damit als erstes EU-Mitgliedsland einen integrierten Ausbauplan der Energieinfrastruktur vor.

Im ÖNIP dargestellt werden die benötigte nationale Erzeugung aus erneuerbaren Energien und Szenarien zum zukünftigen Energieverbrauch. Davon abgeleitet werden die Transportbedarfe im Strom- und Gasbereich, inklusive einer entstehenden Wasserstoffleitungsinfrastruktur. 

Der ÖNIP trägt zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren bei. Er wurde einer Strategischen Umweltprüfung (SUP) unterzogen und erleichtert dadurch die nachgelagerten Genehmigungsverfahren, insbesondere bei Netzausbauprojekten.

Der ÖNIP basiert auf einer Reihe von wissenschaftlichen Erarbeitungen. Der Entwurf wurde im Herbst 2023 zur Begutachtung veröffentlicht. Zahlreiche Stakeholder aus Energiewirtschaft, Umweltorganisationen, Sozialpartnern, Politik und Verwaltung in Bund und Ländern waren in den Prozess zur Erstellung einbezogen. An Terminen zum ÖNIP in allen Bundesländern haben jeweils Vertreter:innen von E-Control, AGGM und APG teilgenommen. 

Die Ergebnisse des ÖNIP im Detail

Abschätzung zukünftiger Energieverbrauch und -erzeugung (ÖNIP Szenario) 

Basis für die Abschätzung des zukünftigen Energieverbrauchs und der nationalen erneuerbaren Erzeugung im ÖNIP bildet das Transition Szenario, das vom Umweltbundesamt im Auftrag des BMK erstellt wurde. Es handelt sich um ein Langfristszenario, das einen Pfad für die Dekarbonisierung bis zum Jahr 2040 aufzeigt. Darauf aufbauend wurde ein ÖNIP-Szenario erstellt.

Das ÖNIP Szenario zeigt auf, wo unser Energiesystem weiterentwickelt werden muss, um verlässlich leistbare und erneuerbare Energieversorgung sicherzustellen. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei die zunehmende Elektrifizierung des Energiesystems und die Integration erneuerbarer Gase.

Zukunftsfähige Infrastrukturplanung

Im ÖNIP werden zukünftige Transportbedarfskorridore für die Energieträger Strom, Methan und Wasserstoff dargestellt. Im Infrastrukturausbau sollen Synergien zwischen den Energiesektoren genutzt werden, etwa die optimale Nutzung lokaler Stromerzeugungsspitzen zur Herstellung erneuerbaren Wasserstoffs. Das bietet die Möglichkeit zur Dekarbonisierung von „hard-to-abate“-Sektoren.

Mehr Transporterfordernisse im Stromübertragungsnetz

Der ÖNIP zeigt für Strom einen hohen zusätzlichen Bedarf an Transportkapazitäten. Sie fußen auf hohen Erzeugungspotenzialen erneuerbarer Energien in Ostösterreich und auf den in Westösterreich vorhandenen Speicherkapazitäten. Für ein resilientes erneuerbares System ist ein Ost-West-Ausgleich notwendig.  

Methannetz entwickelt sich unterschiedlich je nach Netzebene

Ein großer Teil des heutigen Erdgasbedarfs (vor allem im Industriesektor) wird zukünftig durch Wasserstoff und Biomethan ersetzt. Die bereits existierenden höherrangigen Gasnetze können als Infrastruktur dienen. Große Teile des niederrangigen Netzes können durch den Ersatz von Gasheizungen langfristig eingespart werden und senken die Kosten der Gasinfrastruktur. 

Wasserstofftransportnetz ab 2030

Der ÖNIP definiert auch ein Wasserstoff-Startnetz ab dem Jahr 2030. Für die Versorgung großer Industriezentren mit erneuerbaren Wasserstoff wird im ÖNIP eine Umwidmung eines Parallelstrangs der West Austria Gasleitung (WAG) und der Trans Austria Gasleitung (TAG) angenommen. Ebenso umfasst das Wasserstoff-Startnetz den H2-Collector Ost und die Anbindung von Donawitz. Für eine Gesamtsystemoptimierung sollen lokale Überschüsse aus erneuerbaren Energien optimal genutzt werden und somit die Belastung der Stromnetze reduzieren helfen.

Methannetz wandelt sich erheblich bis 2040

Die notwendige Erweiterung des Wasserstoffnetzes durch die anzunehmende Nachfrage der Industrie kann großteils durch Umrüstungsmaßnahmen bestehender Methanleitungen erfolgen. Die österreichischen und europäischen Entwicklungen im Gassektor haben maßgebliche Auswirkungen auf die langfristige Entwicklung der nationalen Gasnetzinfrastruktur. Sie wird im Rahmen der nächsten Aktualisierung des ÖNIP weiter untersucht werden. 

Integrierter österreichischer Netzinfrastrukturplan (NIP)