Fragen und Antworten über grüne Finanzen
Von allgemeinen Fragen über Green Finance bis zur Qualitätssicherung und Vermeidung von Greenwashing: In den FAQ finden sowohl interessierte Bürger:innen sowie auch Finanzinstitutionen, Unternehmen oder Investor:innen einen guten Überblick über den Themenbereich.
Österreich soll bis 2040 klimaneutral sein. Dieses gesellschaftspolitische Ziel wird nur dann erreicht, wenn unser Energie- und Wirtschaftssystem rasch umgebaut und zukunftsfähig wird. Der Finanzmarkt wird dabei einen wesentlichen Beitrag leisten: So ist ein Ziel des Pariser Klimaabkommens, Finanzmittel mit einer emissionsarmen und resilienten Entwicklung in Einklang zu bringen und damit die Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.
Um die Energie- und Klimaziele 2030 gemäß Österreichs integriertem nationalen Energie- und Klimaplan (NEKP) zu erreichen, müssen in Österreich jährlich mindestens 17 Milliarden Euro investiert werden. Der Finanzsektor ist somit ein wichtiger Hebel für den Klimaschutz, den Konjunkturaufschwung und die Entwicklung der Wirtschaft sowie der Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit.
Green Finance bezieht Umwelt und Klima aktiv in Entscheidungen in der Finanzwelt ein. So werden zukunftsorientierte Investitionen in nachhaltige Projekte und Produkte beschleunigt.
Neben öffentlichen Mitteln muss dringend auch privates Kapital in klimafreundliche Aktivitäten fließen. Mit der Green Finance Agenda werden die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen, mehr Geld in den Klimaschutz zu lenken.
Green Finance richtet sich in erster Linie an Politik und Verwaltung sowie die Finanzwirtschaft. In zweiter Linie adressiert sie die Realwirtschaft – also Industrie, Dienstleistungen, Handel – sowie interessierte Bürger:innen. Eine Möglichkeit für grüne Investitionen sind Finanzinvestitionen, also Anlageformen, eine zweite stellen Realinvestitionen dar, zum Beispiel für Photovoltaik-Anlagen oder Bürgerbeteiligungsprojekte für Energie aus erneuerbaren Quellen wie Wasser, Wind und Sonne.
Das Klimaschutzministerium …
- sieht die Anpassung rechtlicher Rahmenbedingungen vor, um grüne Investitionen zu fördern
- setzt Initiativen, die das Thema vorantreiben – wie zum Beispiel die Green Finance Alliance oder die Förderung von grüner Finanzbildung
- will mehr grüne Geldanlagen für Bürger:innen ermöglichen
- will grüne Projekte auf Länder- und Gemeindeebene stärken
- soll grüne Finanzinstrumente stärker im österreichischen Markt verankern, die Begebung staatlicher Green Bonds sowie die nachhaltige Veranlagung öffentlicher Mittel fördern
- setzt auf die Einbeziehung von Klima- und Umweltrisiken im Finanzsektor, um Stranded Assets zu vermeiden
- unterstützt klare Rahmenbedingungen und Kriterien für mehr Transparenz und Offenlegung
- unterstützt die Messung und das Monitoring der klimaverträglichen Ausrichtung der Finanzflüsse
- schafft eine bessere Orientierung für den österreichischen Finanzsektor
- regt die Förderung von Forschungsinitiativen im Bereich Green Finance an
- will mit Initiativen im Bereich grüne Finanzbildung Wissen und Kompetenz schaffen
- fördert die Zusammenarbeit mit bestehenden Klimaschutzinitiativen wie zum Beispiel klimaaktiv
Das Klimaschutzministerium setzt bereits eine Reihe an unterschiedlichen Aktivitäten im Bereich Green Finance erfolgreich um. Zum Beispiel:
- Green Finance Alliance: Eine Initiative, die österreichische Banken, Versicherungen, Pensionskassen und betriebliche Vorsorgekassen sowie Kapitalanlagegesellschaften dabei unterstützt, die Pariser Klimaziele zu erreichen.
- Grüner Finanzbildung: Das Klimaschutzministerium bringt qualitätsgesicherte Inhalte zum Thema ökologisch nachhaltige Finanzen in unterschiedliche Aus- und Weiterbildungsprogramme. Hier finden unter anderem private Anleger:innen sowie Schüler:innen sowie Lehrkräfte weitere Informationen.
- Grüner Projektfinanzierung: Mit den Aktivitäten im Rahmen der grünen Projektfinanzierung sollen Investor:innen und Projektbetreiber:innen von grünen Projekten zusammengebracht werden. Damit wird eine wichtige Investitionslücke geschlossen.
- Klimarisikomanagement: Die Initiative Klimarisikomanagement wurde gemeinsam mit der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und der Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) gestartet. Als ein konkretes Ergebnis dieser Initiative wurde der „FMA-Leitfaden zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken“ veröffentlicht.
- Grüne Staatsanleihe: 2022 wurde der erste österreichische Green Bond begeben. Er stärkt die Position Österreichs am grünen Finanzmarkt und öffnet gleichzeitig das Tor für Investitionen in klimafreundliche Aktivitäten.
Am Markt gibt es bereits zahlreiche als nachhaltig deklarierte Finanzprodukte und -instrumente, zum Beispiel grüne Fonds, grüne Aktien, grüne Anleihen, grüne Kredite (werden für klimafreundliche Projekte eingesetzt), grünes Leasing und grünes Crowdfunding. Dazu kommen grüne Spar- und Giroprodukte, einige sind bereits mit dem österreichischen Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte ausgezeichnet.
Die Auswahl ist groß, einzelne Finanzinstitute haben bereits jetzt ein gutes und breites Angebot in diesem Bereich. Um Greenwashing zu vermeiden, ist es wichtig, bei der Auswahl auf die entsprechenden Kriterien zu achten. Den neuen Maßstab dafür setzt die EU-Taxonomie Verordnung zur Definition grüner Wirtschaftstätigkeiten (EU-Taxonomie).
Nachhaltige oder grüne Geldanlagen stehen in unterschiedlichsten Formen zur Verfügung. Sie unterscheiden sich von konventionellen Veranlagungsformen meist dahingehend, dass sie die klassischen Finanzkriterien um ökologische, soziale und ethische Bewertungen ergänzen (ESG-Kriterien). Der Klimaschutz gerät dabei verstärkt in den Mittelpunkt. Die Summe der nach Nachhaltigkeitskriterien veranlagten Gelder ist zuletzt stark gewachsen. Die Kriterien können sich jedoch erheblich voneinander unterscheiden, weshalb ein genauer Blick auf die Ausrichtung des jeweiligen Finanzprodukts wichtig ist.
Green Finance lohnt sich für alle, die Geld anlegen wollen oder Geld für nachhaltige Projekte brauchen. Unternehmen können ihre grünen Vorhaben finanzieren, Anlegerinnen und Anleger haben die Gewissheit, dass ihr Geld in mehrfacher Hinsicht gut investiert wird: Grünes Investment, investiert in die Zukunft und trägt wesentlich zur Erreichung der Klima- und Energieziele bei. Es ist also gut für die eigene finanzielle Vorsorge, für eine grüne Wirtschaft und gut für das Klima.
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass nachhaltiges Investieren auch aus ökonomischer Sicht sinnvoll ist. Die Universität Hamburg analysierte 2.000 Studien: Rund 90 Prozent kommen zu dem Schluss, dass nachhaltige Anlagen nicht mit finanziellen Nachteilen einhergehen, rund 50 Prozent davon sehen sogar einen positiven finanziellen Effekt. Ein Forschungsprojekt des Umweltbundesamtes kommt zu dem Ergebnis, dass die Performance nachhaltiger Fonds mit jener herkömmlicher Fonds vergleichbar ist.
Die Taxonomie Verordnung der EU ist ein Klassifizierungssystem für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten. Ziel ist es, Greenwashing einzudämmen und eine Basis für die transparente und vergleichbare Offenlegung von nachhaltigen Finanzprodukten zu schaffen.
In Österreich ist das Umweltzeichen 49 ein verlässliches Instrument. Es folgt seit 1. Jänner 2020 noch strengeren Ausschlusskriterien, die bereits in Richtung EU-Taxonomie weiterentwickelt wurden. So dürfen zertifizierte Nachhaltigkeitsfonds nicht in Projekte investieren, die fossile Brennstoffe fördern oder Energie aus Kohle oder Erdöl gewinnen.
Um Greenwashing zu vermeiden, werden derzeit in der Europäischen Union (EU) und international gültige Kriterien und Standards für nachhaltige Finanzprodukte entwickelt. Die EU arbeitet bereits daran: Seit Anfang 2022 ermöglicht die EU-Taxonomie eine transparente und vergleichbare Offenlegung zu Klimaschutz und Klimawandelanpassung, ab 2023 kommen vier weitere Umweltziele dazu (Wasser, Biodiversität, Kreislaufwirtschaft und Schutz vor Umweltverschmutzung).
Für eine wirklich glaubwürdige EU-Taxonomie dürfen die Kriterien nicht verwässert werden. Atomkraft und fossiles Gas als „nachhaltige Investitionen“ zu klassifizieren öffnet Tür und Tor für Greenwashing. Daher arbeitet Österreich gerade intensiv daran, das zu verhindern.
Seit 2022 wird die EU-Taxonomie, das Klassifizierungssystem für grüne Investitionen der EU, angewendet – beginnend mit den klimarelevanten Umweltzielen. Mit dem Kriterienkatalog soll klar definiert werden, welche Wirtschaftsaktivitäten als ökologisch nachhaltig gelten. Die Taxonomie wird ein Rahmenwerk zur Festlegung umwelt- und klimafreundlicher Investitionen darstellen, zu mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit am Markt führen und helfen, Greenwashing zu vermeiden. Verbunden sind die Regeln für mehr Einheitlichkeit mit steigenden Transparenz- und Reporting-Anforderungen – für Unternehmen der Realwirtschaft ebenso wie für Finanzmarktteilnehmerinnen und Finanzmarktteilnehmern wie etwa Vermögensverwalter:innen.