Band 39: Highlight – Wahrnehmbarkeitssteigerung im Straßenverkehr durch bedarfsgerechte Straßenbeleuchtung VSF-Forschungsarbeit, Februar 2015
Nur ein Fünftel des Straßenverkehrs findet in der Nacht statt. Trotzdem ereignet sich zu dieser Tageszeit etwa ein Viertel aller Verkehrsunfälle, wobei fast die Hälfte der tödlich Verunglückten zu beklagen ist. Ungeregelte Schutzwege stellen zudem den am häufigsten betroffenen Unfallort für Fußgängerinnen/Fußgänger dar.
Ziel des Projekts Highlight war, Verbesserungen in der Verkehrssicherheit durch eine situationsbedingte Variation der Beleuchtung im Anhalte- und Annäherungsverhalten von Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer bei ungeregelten Schutzwegen zu bewirken.
Zwei Technologien wurden genutzt, um solche Einrichtungen zu ermöglichen: LED-Beleuchtungskörper ermöglichen ein schnelles Schalten, ein Dimmen bei maximalem Wirkungsgrad sowie eine räumlich differenzierte Ausleuchtung. Intelligente, vernetzte Sensoren erfassen die Annäherung von VerkehrsteilnehmerInnen, messen deren Geschwindigkeit und können sie anhand der räumlichen Position und der Geschwindigkeit klassifizieren.
Die Steigerung der Wahrnehmbarkeit der querenden Fußgängerinnen/Fußgänger und die Stärkung der Achtsamkeit der sich dem Schutzweg annähernden Kfz-Lenkerinnen/-Lenker waren die Ziele des Lichteffektdesigns. Im Rahmen der technischen und rechtlichen Möglichkeiten wurden rote und bernsteinfarbene LEDs in den Leuchten verbaut.
Um die Wirksamkeit empirisch zu ermitteln wurden mit Experten die Parameter definiert und im Mai 2013 ein Feldtest in Niederösterreich und im März 2014 ein Zweiter in Wien durchgeführt. Dabei wurden in einer Fahrrichtung je eine weiße Schutzwegleuchte und drei Leuchten im Annäherungsbereich umgerüstet. Das Lichtdesign wurde mit den zuständigen Behörden abgestimmt. Die farbigen Effekte wurden nur bei Geschwindigkeiten über dem gegebenen Tempolimit aktiviert:
- Niederösterreich: Blinkender roter Balken auf der Fahrbahn, Frequenz ist geschwindigkeitsabhängig
- Wien: oranger statischer Balken auf der Fahrbahn, Intensität ist geschwindigkeitsabhängig.
Die im Projekt gesammelten Messdaten zeigen, dass es mit Lichteffekten möglich ist die überhöhten Geschwindigkeiten von Fahrzeugen im Annäherungsbereich des Schutzwegs um durchschnittlich 7,1 km/h bzw. 4 km/h zu reduzieren. Die Anhaltebereitschaft stieg in NÖ durch die roten blinkenden Leuchten von 50 % auf 93 %, in Wien von 86 % auf 91 %. Eine Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit wurde nicht beobachtet.
Die Versuche haben auch gezeigt, dass die Wirksamkeit von der Art der Umgebungsbeleuchtung sowie vom Straßenraum im Vorfeld des Schutzweges abhängt. Weiterer Forschungsbedarf besteht in der Untersuchung der Aspekte Achtsamkeitssteigerung und Ablenkung. Es wäre wichtig, die Wirkungen der einzelnen Effektparameter genauer zu isolieren um optimale Setups von Beleuchtungssystemen definieren zu können. Langzeitversuchen könnten außerdem noch etwaige Gewöhnungseffekte der KFZ-Lenkerinnen/-Lenker aufzeigen.
Hinweis
Haben Sie Interesse am Bericht, wenden Sie sich bitte an road.safety@bmk.gv.at.