SAF-Roadmap
Der fortschreitende Klimawandel und seine immer deutlicher spürbaren Folgen zählen zu den größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Um diese bewältigen zu können, müssen die durch menschliches Handeln freigesetzten Treibhausgase bis 2050 fast vollständig eliminiert werden. Im Flugverkehr ist insbesondere der Einsatz sogenannter nachhaltiger (weil potentiell klimaneutraler) Flugkraftstoffe (Sustainable Aviation Fuels, kurz: SAF) von zentraler Bedeutung. In und für Österreich die hierfür optimalen Rahmenbedingungen zu schaffen, ist Kernaufgabe der vorliegenden SAF-Roadmap.
Die existierenden strategischen und regulatorischen Rahmenbedingungen für die Produktion und den Einsatz von SAF sind umfangreich. Beispielhaft genannt werden können der Mobilitätsmasterplan 2030 für Österreich, die Luftfahrtstrategie 2040+ oder die FTI-Strategie für Luftfahrt 2040+ auf nationaler Ebene sowie die Aktivitäten der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO auf internationaler Ebene. Von besonderer Bedeutung ist die europäische Gesetzgebung in Form der ReFuelEU-Aviation-Verordnung, die verpflichtend zu erfüllende Beimengungsquoten sowohl für SAF biogenen als auch synthetischen Ursprungs vorgibt.
Technologiepfade zur Herstellung von SAF dürfen mit Stand April 2023 gemäß der American Society for Testing and Materials (ASTM) zu definierten Quoten von bis zu 50 % fossilem Kerosin beigemengt werden. Dabei werden die gegenwärtig vertankten SAF-Mengen fast ausschließlich über den etablierten „HEFA-Pfad“ aus pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten erzeugt. SAF müssen sowohl bei der Auswahl der Rohstoffe als auch bei der Wahl des Herstellungspfades insbesondere in Europa strenge Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Eine Skalierung der übrigen Technologiepfade abseits von HEFA bei gleichzeitiger Einhaltung der notwendigen Nachhaltigkeitskriterien stellt eine Herausforderung der SAF-Produktion dar.
Die SAF-Roadmap beschreibt mögliche Szenarien zur Entwicklung des nationalen und internationalen Flugverkehrsaufkommens mit Start in Österreich – die jährlichen Wachstumsraten liegen zwischen 0 % (Nullwachstum) und 1,8 %. Darauf aufbauend wird ein Bedarf an biogenen und synthetischen SAF für österreichische Flughäfen berechnet, der sich – selbst unter moderaten Annahmen für die Entwicklungen des Flugaufkommens – auf rund 18.000 Tonnen 2025, rund 58.000 Tonnen 2030, 339.000 Tonnen 2040 und 699.000 Tonnen 2050 beläuft.
Dass dieser Bedarf aus heutiger Sicht nicht durch national verfügbare Rohstoffe gedeckt werden können wird, ist auf die hohe Nachfragekonkurrenz praktisch aller anderen Wirtschaftssektoren zurückzuführen. Da aus heutiger Sicht aber auch nicht die erforderlichen Produktionsanlagen in Österreich existieren, um den nationalen Bedarf an SAF vollständig zu decken, sind SAF-Importe voraussichtlich unumgänglich. An dieser Stelle ist jedoch festzuhalten, dass die Daten- und Informationslage zur Produktion von SAF, die die europäischen Nachhaltigkeitskriterien erfüllen, im derzeitigen frühen Stadium noch unübersichtlich ist. Ebenfalls wird in Kapitel 4 die mögliche Entwicklung der Kraftstoffkosten für SAF und deren Implikation auf die notwendige Preisgestaltung von fossilem Kerosin diskutiert.
Auf diesen Informationen und Ergebnissen aufbauend werden abschließend fünf Fokusfelder mit insgesamt 15 detailliert ausformulierten Maßnahmen angeführt. Die Fokusfelder reichen von der Schaffung von Anreizen und Impulsen für den SAF-Hochlauf in Österreich über die Sicherstellung von Verfügbarkeit durch Importe und Nachhaltigkeit der einzusetzenden SAF bis hin zur Herstellung von Kostenwahrheit und Wettbewerbsfähigkeit in der Luftfahrt und werden abgerundet durch die Gewährleistung eines nachhaltigen (politischen) Dialogs und laufender Stakeholder-Partizipation. Übergeordnetes Ziel dieser Fokusfelder und Maßnahmen ist es, das Produktions- und Wertschöpfungspotential der österreichischen Forschungs- und Industrielandschaft zu maximieren, dabei die Einhaltung der strengen Nachhaltigkeitskriterien zu sichern und darauf aufbauend schon in der derzeitigen frühen SAF-Markthochlaufphase rasch auf Veränderungen in der internationalen Produktionslandschaft reagieren zu können. Dabei gilt es Wettbewerbsverzerrungen weitmöglichst zu vermeiden.