Verkehrstelematikbericht 2024

Statusbericht zur Umsetzung, Forschung und Entwicklung von IVS-Anwendungen auf nationaler und internationaler Ebene (gemäß IVS-Gesetz)

Titelblatt Verkehrstelematikbericht 2024
Foto: BMK

Im Jahr 2023 konnten sowohl in Österreich als auch auf europäischer Ebene wesentliche Meilensteine bei der Implementierung intelligenter Verkehrssysteme (IVS) sowie in der Digitalisierung des Mobilitätssystems beobachtet werden. Auf europäischer Ebene wurde die lang erwartete Revision der IVS-Richtlinie 2010/40/EU abgeschlossen. Sie mündete in die geografische Ausweitung des Geltungsbereichs, die verschärfte Umsetzung einer Digitalisierungsverpflichtung vorhandener Daten sowie die konkrete Nennung von Datenkategorien und Zeitplänen, bis wann diese bereitzustellen sind. Außerdem wurde die Delegierte Verordnung (EU) 2017/1926 zur Bereitstellung multimodaler Reiseinformationen revidiert und auf die Bereitstellung dynamischer Daten sowie neuer Mobilitätsformen (zum Beispiel E-Scooter) erweitert.

Auf nationaler Ebene konnten im Jahr 2023 jene Stakeholder:innen, welche von der Delegierten Verordnung (EU) 2017/1926 betroffen sind, seitens der österreichischen IVS-Stelle adressiert und über die Datenbereitstellungsverpflichtung ab 1. Dezember 2023 informiert werden. Zusätzlich zu Informationsveranstaltungen wurden von der nationalen IVS-Stelle zahlreiche Beratungsgespräche geführt und über 30 neue Datensätze auf dem nationalen Zugangspunkt erfasst.

2023 ist das erste Jahr, in welchem der "Aktionsplan Digitale Transformation in der Mobilität (AP-DTM)" als veröffentlichter Leitfaden gilt, um die Mobilität im Rahmen der digitalen Transformation digital, sicher, vernetzt, nachhaltig und inklusiv zugänglich zu gestalten. Der Aktionsplan zeigt dabei vier wesentliche Maßnahmenbündel auf, welche im letzten Jahr schwerpunktmäßig bearbeitet wurden. In drei dieser Maßnahmenbündel sind richtungsweisende Flagship-Projekte als Forschungs- und Entwicklungs- (F&E-)Dienstleistungen vom Klima- und Energiefonds (KLIEN) gefördert worden: ESTRAL, KoDRM-AT und SAM-AT.

Zur Ausgestaltung eines Rechtsrahmens für digitale Transformation wurde das Projekt ESTRAL gestartet, welches in engem Zusammenhang mit den inhaltsbezogenen Themen Verkehrsmanagement, Datenraum und Mobilitätsdienste Handlungsempfehlungen für digitale Rechtsvorschriften vorlegen wird. Als Meilenstein gilt auch der Start der geförderten F&E-Dienstleistung SAM-AT, welche technische, rechtliche und organisatorische Voraussetzungen für ein integriertes Verkehrsmanagement und eine integrierte Verkehrsinformation sowie einen Umsetzungsplan mit Maßnahmenempfehlungen erarbeitet. Im Maßnahmenpaket zur optimalen Nutzung von Mobilitätsdaten ist das Projekt KoDRM-AT gestartet, um mit einem Modi-übergreifenden Konsortium einen Rollout-Plan für einen österreichischen Mobilitätsdatenraum zu entwerfen. Als erste Schwerpunkte wurden die technischen, rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen analysiert sowie die Schnittstellen, Rollen und Aufgaben im Kontext der Datenraum-bezogenen Projekte identifiziert. Auf europäischer Ebene hat die Europäische Kommission eine Kommunikation zum europäischen Mobilitätsdatenraum veröffentlicht, welche aufzeigt, in welchem Umfeld und mit welchen Schnittstellen dieser zu gestalten ist.

Im Maßnahmenpaket zum integrierten Verkehrsmanagement konnte die koordinierte Umsetzung von C-ITS in Österreich weiter vorangetrieben werden. Die gemeinsame Definition von C-ITS-Spezifikationen in der europäischen C-Roads-Plattform wurde fortgesetzt, und national konnte die Ausrollung von C-ITS-Roadside-Units (RSU) auf dem hochrangigen Straßennetz weitergeführt werden. Zusätzlich wurden die Nutzung und die Implementierung von C-ITS im städtischen Bereich, vor allem im öffentlichen Verkehr, vorangetrieben. Das europäische Projekt X4ITS, welches grenzüberschreitend sowohl harmonisierte ITS-Dienste auf dem hochrangigen Netz als auch C-ITS-Dienste in städtischen Bereichen umsetzt, wurde erfolgreich gestartet.

Im letzten Maßnahmenbereich des AP-DTM, den integrierten, multimodalen Reiseinformationsdiensten, gab es eine intensive Arbeit zur Operationalisierung des Open-Journey-Planner- (OJP)-Ansatzes. Außerdem startete ein nationaler Stakeholder:innen-Prozess zur Identifikation der möglichen Umsetzungspfade von integrierten, multimodalen Reiseinformationsdiensten in Österreich. Da die angekündigte europäische Gesetzgebung zu Buchung und Ticketing von öffentlichem Verkehr beziehungsweise Bedarfsverkehr im Jahr 2023 nicht realisiert wurde, ist hier auf nationaler Ebene die weitere Vorgehensweise auszuloten.

Im November 2023 wurde eine weitere Ausschreibung des KLIEN zur Förderung von F&E-Dienstleistungen mit dem Schwerpunkt auf der Grundversorgung mit mobilitätsrelevanten Daten für multimodale Reiseinformationen oder Urban Vehicle Access Regulations (UVARs) veröffentlicht.

Hintergrund

Laut § 12 Absatz 1 des IVS-Gesetzes muss die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) dem Nationalrat zum 30. Juni jeden Jahres einen Verkehrstelematikbericht vorlegen. Die AustriaTech als Agentur des BMK wurde mit der Aufgabe der Erstellung des Verkehrstelematikberichts gemäß IVS-Gesetz betraut.