Mikrozensus Umwelt 2023 Umweltbedingungen und Umweltverhalten

Umwelt- und Klimafragen haben neben der globalen auch eine ganz persönliche Bedeutung für unseren Alltag, sie beeinflussen Entscheidungen und haben Auswirkungen auf unsere Lebensqualität.

Microzensus Umwelt 2024, Titelbild
Foto: Statistik Austria

Der im Dezember 2024 erschienene Mikrozensus Umwelt – eine Befragung der österreichischen Haushalte durch Statistik Austria – gibt umfassende Einblicke in die Einstellung der Österreicherinnen und Österreicher zu diesem zentralen Themenbereich.

Positive Bewertung der Umweltqualität in Österreich

Deutlich über 90 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher beurteilen die Bereiche Trinkwasserqualität, Wasserqualität der Seen und Flüsse, Verfügbarkeit hochwertiger Lebensmittel und die Luftqualität als sehr gut oder gut. Die Verfügbarkeit von Grünflächen wurde von circa 78Prozent und die Lärmsituation von 69Prozent der Befragten als sehr gut oder gut eingestuft. Im Vergleich zum Jahr 2007 hat sich die Beurteilung der Bereiche Luftqualität verbessert. Im Jahr 2023 fanden 3,6 Prozent der Wohnbevölkerung den öffentlichen Raum in ihrer Wohngegend durch herumliegende Abfälle stark verschmutzt.

Vordringlichstes Umweltproblem: Der Klimawandel

Klimaveränderung (24,3 Prozent) und Zerstörung der Natur (20,2 Prozent) wurden am häufigsten als vordringlichste Umweltprobleme ausgewählt. Bodenversiegelung wurde bei der Erhebung 2023 als Umweltproblem erstmals aufgenommen und hat mit einem Anteil von 17,7 Prozent eine hohe Beurteilung als vordringlichstes Umweltproblem erhalten.

Der Zustand der Umwelt ist wichtig für Lebensqualität

Der Zustand der natürlichen Umwelt hat für 74 Prozent der Befragten einen starken oder sehr starken Einfluss auf die Lebensqualität.

Ist ständiges Wirtschaftswachstum notwendig für ein gutes Leben?

Eine spannende Frage widmete sich der Notwendigkeit des Wirtschaftswachstums für ein gutes Leben. Rund 53 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind der Meinung, es bedürfe nicht eines laufenden Wirtschafts¬wachstums, damit es uns gut geht. Mit steigender Schulbildung wächst dieser Anteil auf fast 60 Prozent, die ständiges Wirtschaftswachstum nicht als unbedingte Voraussetzung für ein gutes Leben erachten.

Anstieg der Belastung durch Hitze

78 Prozent der Wohnbevölkerung fühlten sich während einer Hitzewelle zumindest in einem mittleren Ausmaß durch Hitze körperlich belastet. Fast die Hälfte (46 Prozent) fühlte sich sogar eher stark oder sehr stark belastet. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber der letzten Befragung im Jahr 2019 (damals rund ein Drittel). Die Belastungen treten tagsüber stärker und häufiger auf als nachts.

Der Klimawandel ist bereits deutlich spürbar

Die Auswirkungen des Klimawandels auf das persönliche Leben sind bereits für knapp die Hälfte der Einwohner:innen Österreichs spürbar (7 Prozent sehr stark und 38 Prozent eher schon).

Der Großteil der Einwohner:innen Österreichs ist der Meinung, persönlich einen Beitrag zum Klimaschutz leisten zu können. 48 Prozent fanden diesen persönlichen Beitrag eher wichtig und 36 Prozent sogar sehr wichtig.

In den Bereichen Wohnen und Heizen (79 Prozent), Mobilität und Verkehr im Alltag (75 Prozent) sowie Essen (75 Prozent) gaben über 70 Prozent der Befragten an, dass sie bereits versuchen, auf Klimaschutz zu achten. Die niedrigsten Anteile gab es in den Bereichen Kleidung (60 Prozent) und Reisen (64 Prozent).

Auf die Frage, in welchem Bereich die Befragten noch mehr auf Klimaschutz achten könnten, (wobei nur eine Auswahlmöglichkeit bestand) war Mobilität die Kategorie, die am häufigsten angegeben wurde (29 Prozent), gefolgt von Reisen (15 Prozent) sowie Wohnen und Heizen (11 Prozent). Während ältere Personen öfter Wohnen und Heizen auswählten als jüngere Personen, wurden die Be¬reiche Kleidung und Elektrogeräte von jüngeren Personen häufiger genannt als von älteren.

Umweltfreundliche Finanzprodukte sind im Aufwind

9,4 Prozent der Befragten gaben an, bereits Geld in umweltfreundliche Finanzprodukte angelegt zu haben. Nachhaltige Investmentfonds sind die beliebteste Form von umweltfreundlichen Finanzprodukten.

Mit steigendem Bildungsniveau steigt der Anteil der Personen, die bereits Geld in umweltfreundliche Finanzprodukte angelegt haben (3 Prozent Pflichtschulabschluss gegenüber 18 Prozent Uni/FH).

Ein kleiner Teil der Befragten plant, in derartige Finanzprodukte zu investieren, bei nachhaltigen Investmentfonds sind es hochgerechnet 4,4 Prozent der Befragten. Österreicherinnen und Österreicher achten auf umweltfreundlich und sozialverträglich hergestellte Produkte. Je nach Produktgruppen wird unterschiedlich viel Wert auf die Umweltfreundlichkeit gelegt. Während für 87 Prozent die Umweltfreundlichkeit beim Kauf von Lebensmitteln wichtig ist, achten nur 39 Prozent darauf, wenn sie ein Smartphone kaufen.

Als Informationsquellen für die Beurteilung der Umweltfreundlichkeit von Produkten werden Gütesiegel und Informationen vom Hersteller am häufigsten herangezogen.

Nutzungsdauer und Reparatur von Elektrogeräten

Der Großteil der Befragten gab an, Waschmaschinen (64 Prozent) und Fernseher (57 Prozent) länger als zehn Jahre zu nutzen, 34 Prozent beziehungsweise 26 Prozent sogar länger als fünfzehn Jahre. Nur 30 Prozent benutzen ein Smartphone länger als sechs Jahre, 38 Prozent zwischen vier und fünf Jahre und 23 Prozent zwischen ein und drei Jahre. Nach Altersklassen betrachtet, steigt die Nutzungsdauer der Produkte tendenziell mit zunehmendem Alter.

Die Bereitschaft der Befragten, Elektrogeräte unter bestimmten Voraussetzungen reparieren zu lassen, ist relativ hoch. Die wichtigste Voraussetzung für eine Reparatur ist, dass diese maximal 50 Prozent vom Neupreis des Produktes kostet. Mehr als ein Viertel der Personen, die ein kaputtes Gerät zuhause hatten, gaben an, den Reparaturbonus für die Instandsetzung in Anspruch genommen zu haben.

Die Voraussetzung, dass die Reparatur eines alten Produktes besser für die Umwelt ist als ein Neukauf, wurde bei allen Produktgruppen von mehr als 20 Prozent der Befragten ausgewählt.

Lärmbelastung im Wohnbereich

Im Jahr 2023 fühlten sich 30 Prozent der Einwohner:innen Österreichs in ihrer Wohnung weder am Tag noch in der Nacht durch Lärm gestört, 33 Prozent fühlten sich eher nicht gestört.

Allerdings steigt seit 2011 der Anteil der Personen, die eine sehr starke oder (eher) starke Lärmstörung im Wohnbereich angeben. Im Jahr 2011 betrug dieser Anteil zehn Prozent und 2019 zwölf Prozent. Im Jahr 2023 fühlten sich dreizehn Prozent der Einwohner:innen Österreichs in ihrer Wohnung durch Lärm sehr stark oder eher stark gestört.

Mobilität: Die Mehrheit nutzt öffentliche Verkehrsmittel

Die öffentlichen Verkehrsmittel werden von mehr als 58 Prozent der Befragten zumindest gelegentlich frequentiert, vierzehn Prozent nützen sie täglich, dreizehn Prozent mehrmals pro Woche.  Die Benützung hängt dabei stark von der vorhandenen Infrastruktur ab. In dicht besiedelten Gebieten benutzen 33 Prozent der Bewohner:innen täglich öffentliche Verkehrsmittel, in niedrig besiedelten Gebieten nur circa fünf Prozent. Wien sticht dabei deutlich hervor: 40 Prozent der Bewohner:innen fahren täglich mit den „Öffis“. Wohingegen in Kärnten und Niederösterreich jeweils unter fünf Prozent der Befragten täglich die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen.

Der im Auftrag des Bundesministeriums in circa vierjährigen Zyklen erstellte Bericht „Mikrozensus Umweltbedingungen und Umweltverhalten“ gibt einen umfassenden Einblick in die Einschätzung der österreichischen Bevölkerung zu konkreten Umweltthemen (Lärm, Luft, Hitze, Klimawandel) und fragt nach den vordringlichsten Umweltproblemen.

Weiters wurden Fragen zum umweltbewussten Verhalten im Bereich Klimaschutz, Konsum, Finanzprodukte, Mobilität und Urlaub gestellt. Somit liefern die Ergebnisse wertvolle Hinweise auf das subjektive Empfinden der Österreicherinnen und Österreicher in Bezug auf ihre Umwelt und bieten eine wichtige Ergänzung zum Bild objektiver Umweltdaten (Veröffentlichung im Dezember 2024, Befragung im dritten Quartal 2023).

Mikrozensus 2023 (PDF, 10 MB)

Tipp

Weitere Informationen finden Sie auf der  Website der Statistik Austria