Klimakrise und Armut Wie Armutsbetroffene unter den Folgen der Klimakrise leiden

Wie erleben Menschen mit wenig Geld die Auswirkungen der Klimakrise? Das hat die Volkshilfe im Auftrag des Klimaschutzministeriums untersucht. Für die Studie „Betroffen von der Klimakrise“ wurden 100 armutsbetroffene Personen aus ganz Österreich befragt. Die Ergebnisse zeigen: Menschen mit geringem Einkommen sind schlechter vor den Folgen der Klimakrise geschützt. Gleichzeitig tragen sie aber weniger zur Erderwärmung bei, da sie wegen ihrem Lebensstandard weniger CO2 ausstoßen.

Titelblatt "Perspektiven armutsbetroffener Menschen auf die Klimakrise"
Foto: © Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK)

Die Klimakrise ist da – und sie macht ungleich betroffen

Fast 80 % der Befragten spüren die Auswirkungen der Klimakrise stark oder sehr stark in ihrem Alltag. Besonders die Hitze belastet ältere Personen und Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen erheblich. Eine Teilnehmerin beschreibt es eindrücklich: „Ich ertrage die Hitze nicht. Mit meinen Krücken ist jede Bewegung doppelt anstrengend.“ Auch Kinder leiden unter den Folgen: Während Hitzewellen klagen Eltern über gesundheitliche Probleme wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Ausschläge bei ihren Kindern. 

Wohnbedingungen verschärfen die Krise

Ungünstige Wohnsituationen verstärken die Belastungen: Armutsbetroffene leben oft auf engem Raum ohne ausreichende thermische Isolierung in dicht bebauten, wenig begrünten Vierteln. Dies macht sie besonders anfällig für Hitze. Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen treffen sie besonders hart, da finanzielle Mittel für Sanierungen oder Wiederaufbau fehlen. 
Armut führt dazu, dass Betroffene einen kleineren ökologischen Fußabdruck haben

Das gilt vor allem für die Bereiche Konsum und Mobilität. Zum Beispiel sind 90 % der Befragten in den letzten fünf Jahren nicht oder überhaupt noch nie mit dem Flugzeug geflogen. Energiesparen ist für die Befragten selbstverständlich: 95 % versuchen in ihrem Alltag Energie zu sparen, um die Kosten gering zu halten.

Klimapolitik sozial gerecht gestalten 

Ein zentrales Ergebnis aus dem Projekt ist, dass armutsbetroffene Menschen mehr Unterstützung bei der Anpassung an die Klimakrise brauchen. Wichtig dafür ist die Verbesserung der Wohnbedingungen, zum Beispiel durch Sanierungen und der Umstieg auf klimafreundliche Heizsysteme. Außerdem braucht es im öffentlichen Raum mehr klimafitte Orte, an denen sich Menschen gratis abkühlen oder aufwärmen können. 

Klimapolitik muss die Lebensbedingungen von Menschen mit wenig Einkommen berücksichtigen, damit sie sich besser vor Klimafolgen schützen können. Um mit armutsbetroffenen Menschen zu Klimathemen ins Gespräch zu kommen, wurden fünf barrierefreie Kommunikationsformate entwickelt. Diese sollen als Unterstützung für Organisationen dienen, die im Klima- und Sozialbereich tätig sind.

Die Ergebnisse machen eines klar: Klimaschutz ist nur dann erfolgreich, wenn er auch sozial gerecht ist. Diese Studie zeigt uns eindrücklich, wie wichtig es ist, bei der Energiewende niemanden zurückzulassen!