Wien Rudolfsheim-Fünfhaus

Mit dem Start der Lokalen Agenda 21 in Rudolfsheim-Fünfhaus wird den Menschen die Möglichkeit gegeben, sich selbst im Bezirk zu engagieren und das eigene Lebensumfeld durch konkrete Initiativen und Projekte mitzugestalten. Das Motto „Mein Leben im 15.“ bietet Anknüpfungspunkte zum eigenen Alltag und darüber hinaus zur Teilnahme am kreativen Agenda-Prozess.

Parkbanktagebuch
Parkbanktagebuch, Foto: Dialog Plus

Kurzprofil zum Bezirk

Der 15. Wiener Gemeindebezirk liegt außerhalb des Gürtels im Westen von Wien. Rudolfsheim-Fünfhaus war ein typischer Arbeiter:innenbezirk. Er weist nach wie vor eine dichte, meist rasterförmige und gründerzeitliche Bebauung mit nur 10 Prozent Grünanteil auf. Über die Hälfte der Gebäude im Bezirk wurden vor 1919 errichtet. Der Bezirk hat eine Fläche von 3,86 km2 und wird durch die Westbahnstrecke in zwei Teile getrennt. Durch die Inbetriebnahme des Hauptbahnhofs 2015 verlor der Westbahnhof als Verkehrsknotenpunkt an Bedeutung. Mit der Errichtung eines Einkaufszentrums und der Eröffnung eines Einrichtungshauses soll er als Tor zur beliebten Einkaufsmeile Mariahilfer Straße aufgewertet werden. Darüber hinaus setzten sich Bürger:innen-Initiativen für die Nutzung des stillgelegten Westbahngeländes als öffentlichen Erholungs- und Grünraums ein. Das Radwegenetz wird laufend verbessert und durch den Bezirk führt eine bevorrangte Fahrradstraße. Wichtige öffentliche Freiräume sind der Meiselmarkt mit der Wasserwelt, welche vor einigen Jahren neu gestaltet wurden. Neben kleinen und mittelgroßen Parks gehören der Vogelweidpark vor der Stadthalle, als eine der wichtigsten Veranstaltungs- und Sporthallen Wiens, der Auer-Welsbach-Park und die Schmelz zu den wichtigsten Grünräumen im Bezirk.

Anfang 2020 lebten 76.813 Personen im Fünfzehnten – damit gehört er mit 19.603 Personen/km2 zu den dichter besiedelten Bezirken in Wien. 42,4 Prozent der Bewohner:innen haben keine österreichische Staatsbürgerschaft und viele damit kein Recht auf Mitbestimmung über Wahlen. Das durchschnittliche Nettoeinkommen mit 18.528 Euro (2017) ist das niedrigste in der gesamten Stadt. Der Bildungsstandart liegt nahe dem Wiener Durchschnitt. 4,86 Prozent der Wiener Studierenden wohnen in Rudolfsheim-Fünfhaus. In einigen Stadtteilen, wie dem Nibelungenviertel, dem Schwendermarkt und um die Reindorfgasse hat sich eine junge, kreative Szene etabliert. Um die Lebensqualität in den Stadtteilen zu verbessern, setzt die Bezirksverwaltung auf kleinräumige Verkehrsberuhigungen, wie im Nibelungenviertel, im Umfeld der Gasgasse oder Pelzgasse.

Quellen: Himpele K. (2020) Rudolfsheim-Fünfhaus in Zahlen 2020. Landesstatistik Wien (MA 23), Wien.
→ wien.gv.at/statistik/arbeitsmarkt/einkommen (17. August 2021)

Struktur und Personen

Agenda Rudolfsheim – Fünfhaus
1150 Wien
Telefon: 0677 639 952 82
E-Mail: info@agendarudolfsheim-fünfhaus.at

Mit dem Management der „Lokalen Agenda 21 Plus Rudolfsheim-Fünfhaus“ ist die Arbeitsgemeinschaft Dialog Plus und Caritas Stadtteilarbeit mit Unterstützung von Gegenblick beauftragt. Prozessbegleitende Personen sind Peter Kühnberger (Projektleiter), Karin Pointner, Jakob Winkler, Simone Jochum, Fabian Mayrhofer und Maja-Iskra Vilotijevic.

Prozessverlauf der Lokalen Agenda 21

Mit März 2021 startete der Agenda-Prozess in Rudolfsheim-Fünfhaus. Nachdem die Kanäle für die Zielgruppenkommunikation errichtet waren, begann das Team mit einer Aktivierungsphase. Neben intensiven Vernetzungstätigkeiten werden schwerpunktmäßig drei Aktivierungsformate im öffentlichen Raum und über digitale Kanäle angeboten. Die Mitmach-Plattform → meinlebenim15.at bietet einen emotionalen Start- und Landeplatz für Bewohner:innen und bietet eine digitale Ergänzung zu analogen Partizipationsangeboten im Bezirk. Beim Parkbanktagebuch, den Fotoerkundungen und den Videostimmen stehen das persönliche Kennenlernen und die Motivation der Menschen im Bezirk im Vordergrund. Die Ergebnisse und Ideen aus dieser Phase bilden die Basis für die Initiativen-Werkstatt „Unser Leben im 15.“. Dort werden sie zu Projekten und Agenda-Gruppen weiterentwickelt, die von der Agenda Rudolfsheim-Fünfhaus unterstützt werden. Inhaltlich wird auf die Schwerpunkte Klimaschutz und Klimaanpassung, Förderung des urbanen Zusammenlebens zwischen verschiedenen Kulturen und die Gestaltung von Grätzltreffpunkten gesetzt.

Projekte und Aktionen

Für die Aktivierungsphase wurden drei kreative und niederschwellige Aktivierungsmethoden konzipiert, die bewusst stark auf Bildsprache ausgerichtet sind und mehrsprachig umgesetzt werden können.

Parkbanktagebuch

Mit dem Parkbanktagebuch (→ meinlebenim15.at) werden die Menschen des 15. Bezirks eingeladen, ihre Eindrücke, Ideen und Geschichten zu unterschiedlichen Grätzln und ihren Bewohner:innen zu teilen. Aus den vielen persönlichen Einträgen entsteht ein lebendiges Bild des Bezirks, das über unterschiedliche Kanäle geteilt wird. Das Tagebuch liegt für einige Stunden an unterschiedlichen Orten im Bezirk auf und kann dort bei einer kleinen Rast auf der Parkbank entdeckt werden. Zusätzlich zur analogen Variante des Buches gibt es das Parkbanktagebuch auch in digitaler Form.

Fotoerkundungen

Bei den Fotoerkundungen (→ meinlebenim15.at) werden Bewohner:innen eingeladen, bei einem thematischen Spaziergang ausgewählte Grätzl zu erkunden. Die Kamera erlaubt einen neuen, fokussierten Blick auf das vermeintlich bekannte Umfeld zu werfen. Dabei werden Potenziale für die Entwicklung des Bezirks diskutiert, um Interessierte für die Themen Klimawandelanpassung, Nachbarschaft und öffentlicher Raum zu aktivieren. In einem Workshop werden die aufgenommenen Fotos dazu genutzt, Beobachtungen zusammenzubringen und auf Plakaten für die breitere Öffentlichkeit aufzubereiten. Die Aktivierungsmethode ist besonders gut geeignet, um unterschiedlichste Personen niederschwellig in den Agenda-Prozess einzubinden.

Videostimmen

Im Format Videostimmen (→ meinlebenim15.at) können die Menschen aus dem 15. Bezirk ihre Sicht auf den Bezirk, persönliche Erinnerungen und Verbesserungsideen in Zusammenhang mit Rudolfsheim-Fünfhaus teilen. Vor allem für junge Menschen ist es ein leicht zugängliches Medium der Dokumentation ihres Alltags. Mithilfe der Videos werden ihre Stimmen gehört und so in den Bezirksentwicklungsprozess eingebunden. Um Jugendliche zu erreichen, arbeitet das Team mit unterschiedlichen Kinder- und Jugend-Institutionen im Bezirk zusammen.

Das Team der Agenda Rudolfsheim-Fünfhaus erstellt aus den interessantesten Video-Beiträgen einen Film, der bei einem Kinoabend präsentiert wird. Für die besten drei Video-Beiträge werden, basierend auf einem Publikums-Voting, Preise verliehen. So können auch bisher Außenstehende einen Blick auf die Vielfalt und Potenziale des Bezirks vermittelt werden und dazu motiviert werden, sich im Bezirk zu engagieren.

Werkstatt „Unser Leben im 15.“

Als Abschluss der ersten Aktivierungsphase lädt das Agenda-Team zu einer größeren Initiativen- und Gruppenbildungsveranstaltungen ein. Es werden die Ergebnisse und Ideen für eine nachhaltige Bezirksentwicklung aus den ersten Monaten vorgestellt. Im Zuge dieser Veranstaltung wird „Mein Leben im 15.“ zu „Unser Leben im 15.“ Von den individuellen Geschichten soll nun die Brücke zu gemeinsamen Initiativen für den 15. Bezirk geschlagen werden. Bei der Initiativen-Werkstätte können Teilnehmende ihre Ideen und Bedürfnisse einbringen und sich untereinander vernetzen. Die Veranstaltung ist die Initialzündung für die Bildung von ersten Agenda-Gruppen.

Ausblick

Nach der Initiativen-Werkstatt stehen nun erste Projektideen an der Schwelle zur Realisierung und damit die Gründung von Agenda-Gruppen. Auch im folgenden Jahr soll eine weitere Initiativen-Werkstatt durchgeführt werden. Dabei entstehen konkrete Ideen und Initiativen, um die sich Agenda-Gruppen bilden.

Die drei Aktivierungsformate das Parkbanktagebuch, die Fotoerkundungen und die Videostimmen werden weiterentwickelt. Das Parkbanktagebuch soll von Paten und Patinnen – lokalen Multiplikator:innen, Institutionen und Initiativen – übernommen werden, die das Projekt fortführen und den Stimmen ihrer Community eine Plattform geben. Das Format der Fotospaziergänge wird mit weiteren Themenschwerpunkten durchgeführt und dient als ein Ausgangspunkt für Austausch zu aktuellen Themen im Bezirk und das Bilden potenzieller Agenda-Gruppen. Das Aktivierungsformat Videostimmen wird in Kooperation mit ausgewählten Schulen umgesetzt und weiterentwickelt: Ein „Storytelling-Team“ konzipiert und filmt jeweils eigene Videostimmen, während das „Reporter:innen-Team“ ausschwärmt um die Geschichten unterschiedlicher Menschen, im speziellen Senioren und Seniorinnen, im öffentlichen Raum einzufangen.

Redaktion und Rückfragen

Peter Kühnberger
E-Mail: info@agendarudolfsheim-fünfhaus.at

Die Inhalte dieser Seite wurden von Katharina Kvasnicka (Verein Lokale Agenda 21), Jakob Winkler und Peter Kühnberger (Agenda Rudolfsheim-Fünfhaus) gestaltet.