Nordwestbahnhof – ÖBB schaffen Platz für ein attraktives Stadtquartier
Geplant ist der Abbruch von rund 45 Gebäuden bzw. Objekten, der Abtransport des Abbruchmaterials zum Großteil per Bahn und das Aufbrechen von etwa 160.000 m² befestigter Fläche. Während der Abbrucharbeiten wird Rücksicht auf Menschen, Tiere und Pflanzen genommen und Wohnraum für rund 16.000 Menschen sowie 4.700 Arbeitsplätze rund um eine Grüne Mitte geschaffen.
Der ehemalige Nordwestbahnhof ist das letzte große innerstädtische Stadtentwicklungsgebiet in Wien. Auf dem 44 Hektar großen ehemaligen Bahnareal entwickeln die ÖBB gemeinsam mit der Stadt Wien ein modernes, grünes Stadtquartier. Wie bei all ihren Liegenschaftsentwicklungen in Wien sind die ÖBB in der glücklichen Lage, dieses Stadtquartier auf einer Brachfläche zu entwickeln, weshalb keine weiteren Flächen versiegelt werden müssen. Nach weiteren Beispielen wie dem Sonnwendviertel auf ehemaligen Flächen des Südbahnhofs, dem Nordbahnviertel in der Leopoldstadt oder auch dem aktuell entstehenden Neuen Landgut in Favoriten, reiht sich der Nordwestbahnhof damit in eine ganze Reihe ehemaliger Bahnareale ein, die Stadt Wien und ÖBB gemeinsam in moderne Stadtentwicklungsprojekte verwandeln. Das Motto dabei: „Innerstädtische Nachverdichtung statt Bauen auf der grünen Wiese.“
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler unterstreicht die Relevanz dieser Projekte: „Die Wiederverwendung von Brachflächen ist ein wirksames und erforderliches Mittel, um den grassierenden Bodenverbrauch in Österreich einzudämmen. Die Freimachung am Nordwestbahnhof ist ein beeindruckendes Beispiel wie die Nutzung von Brachflächen gelingen kann und stellt der Stadt Wien benötigte Flächen zur Verfügung. So wird hier auf nicht mehr benötigten Flächen Wohnbedarf mit sehr guter verkehrlicher Anbindung und Grünraum gedeckt. Das spart wertvolle Ressourcen und ist gut für Boden- und Klimaschutz. Vielen Dank an die ÖBB, Stadt Wien und alle Beteiligten, die an diesem tollen und beeindruckenden Projekt mitwirken.“
Areal wird „freigemacht“
Um das Stadtentwicklungsprojekt tatsächlich verwirklichen zu können, muss im ersten Schritt das gesamte Areal des ehemaligen Nordwestbahnhofs „frei gemacht“ werden. Bei der Freimachung werden insgesamt rund 45 Objekte – u.a. Lagerhallen und Gebäude – entlang der bestehenden Gleisachsen abgebrochen. Weiters werden rund 160.000 m² befestigte Flächen entfernt. Die Arbeiten erfolgen in zwei Phasen, beginnend an der östlichen Seite im Bereich der Rebhanngasse und im zweiten Abschnitt werden diese westlich im Bereich der Nordwestbahnstraße fortgesetzt. In Summe wird die Freimachung vier Jahre in Anspruch nehmen. Parallel zur zweiten Abbruchphase, werden bereits die ersten Gebäude, wie der Bildungscampus und ein Gemeindebau errichtet. Im Zuge der Freimachung werden Flächen entsiegelt, auf denen unter anderem die zehn Hektar große „Grüne Mitte“ entsteht.
„Durch die Zusammenlegung von Frachtenbahnhöfen und die Modernisierung des Bahnbetriebs, können wir ehemalige Bahnareale revitalisieren und Raum für neue Stadtquartiere mit hoher Lebensqualität schaffen. Am Nordwestbahnhof starten nun die Freimachungsarbeiten. Der Abtransport des Materials erfolgt zum Großteil über die Schiene. Nachhaltige Quartiersentwicklung bedeutet aber auch, wo möglich, bestehende Bausubstanz zu erhalten: Zwei Backsteinbauten werden auch künftig an die Geschichte des Areals erinnern. Wir sind stolz, somit einen wesentlichen Beitrag zur zukunftsweisenden Entwicklung dieser schönen Stadt zu leisten“, betont Silvia Angelo, Mitglied des Vorstands der ÖBB-Infrastruktur AG.
Abtransport des Abbruchmaterials erfolgt über die Schiene
Beim Rückbaukonzept für das Areal steht der verwertungsorientierte Ansatz im Mittelpunkt. Das bedeutet: Das anfallende Abbruchmaterial wird abfallchemisch eingestuft, auf der Behandlungsinsel direkt vor Ort zerkleinert und in weiterer Folge zum überwiegenden Teil über die bestehenden Gleise abtransportiert. Im Vergleich zum herkömmlichen LKW-Transport lassen sich Emissionen dadurch deutlich reduzieren. Bereits im November wird der Abtransport mit zwei Zügen pro Woche starten.
Wohn- und Grünraum in bester Lage
Der neue Stadtteil zeichnet sich durch seine ausgezeichnete innerstädtische Lage und die gute öffentliche Anbindung aus. Künftig entsteht hier Wohnraum für rund 16.000 Menschen und etwa 4.700 Arbeitsplätze. Die 10 Hektar große „Grüne Mitte“ bildet das Herzstück des Areals, um sie werden die Gebäude angeordnet. Vier Hochhäuser sollen in Zukunft die „Landmarks“ des neuen Stadtviertels bilden. Im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit werden 60 Prozent der Wohnungen gefördert errichtet. Drei Schulstandorte, davon ein großer Bildungscampus für bis zu 1.600 Kinder und Jugendliche, werden in den kommenden Jahren errichtet. Um an die Geschichte des Areals als Bahngelände zu erinnern, werden zwei Backsteinbauten erhalten, die dem neuen Stadtteil einen besonderen Charakter verleihen.
Planungsstadträtin Ulli Sima freut sich über das Projekt: „Am Nordwestbahnhof entsteht in den nächsten Jahren ein hochmoderner Stadtteil mit leistbarem Wohnraum auf bereits versiegeltem Boden und einer ausgezeichneten Öffi-Anbindung. Dazu wird es mit der zehn Hektar großen „Grünen Mitte“ ein großartiges Grün- und Freiraumangebot geben. Damit wird dieses Gebiet ein Paradebeispiel zukunftsweisender Stadtplanung!“
„Das Nordwestbahnhof-Projekt steht sinnbildlich für zukunftsweisende Stadtentwicklung, die den steigenden sozialen und ökologischen Anforderungen Wiens gerecht wird. Mit einer intelligenten Planung, die auf die Wiederverwendung von Baumaterialien setzt und einen großzügigen, lebenswerten Grünraum schafft, geben wir die Richtung für moderne Stadtkonzepte vor. Ein Highline-Park mit durchgehenden Rad- und Fußwegen bis hin zur Donau sorgt zudem für mehr klimafreundliche Mobilität. Damit setzen wir ein starkes Signal für eine nachhaltige und gut vernetzte urbane Zukunft,“ betont NEOS Wien Stadtentwicklungssprecherin Selma Arapovic.
Verbindend – im und für den Bezirk
Viele Jahre lang stellte der Nordwestbahnhof eine Barriere im 20. Bezirk dar. Durch das neue Stadtviertel wird diese aufgelöst. Eine Verbindung von Nord nach Süd wird durch die „Grüne Mitte“ geschaffen. Sie bietet ausreichend Platz für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen. Die ab 2025 geplante Straßenbahnlinie 12 wird das Nordwestbahnhofviertel queren und so eine Verbindung zwischen Wallensteinstraße und Traisengasse schaffen.
Bezirksvorsteherin Christine Dubravac-Widholm betont die Vorteile: „Jetzt ist es also so weit, der Nordwestbahnhof wird zum „ehemaligen Nordwestbahnhof“! Mit der Freimachung beginnt die Phase des Anfassbaren. Jetzt kann man sehen, hier tut sich was, hier wird etwas entstehen. Für die Brigittenau bedeutet das, es wächst zusammen was bisher getrennt war. In den nächsten Jahren werden die beiden Bezirksteile eine starke Verbindung bekommen, ganz abgesehen von allen anderen Benefits, die der neue Stadtteil haben und bringen wird.“
Maßnahmen zum Schutz des Menschen, der Tiere und Pflanzen
Über den gesamten Projektverlauf der Freimachung werden eine ganze Reihe von Maßnahmen zum Schutz von Menschen, Tieren und Pflanzen gesetzt: Die Abbrucharbeiten und der Abtransport werden nur tagsüber durchgeführt, dabei wird besonders auf den Einsatz von emissionsarmen LKW und Baumaschinen geachtet. Das Abbruchmaterial und die Fahrwege werden stetig feucht gehalten, um eine erhöhte Staubbelastung zu vermeiden. Als Ansprechpartnerin für Anrainer:innen wurde eine Ombudsfrau ernannt. Auch das von der Stadt Wien und den ÖBB eingerichtete Infocenter in der Nordwestbahnstraße wird bis auf weiters jeden Donnerstag (außer an Feiertagen) von 15:00 bis 19:00 Uhr geöffnet bleiben.
Zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt werden die Abbrucharbeiten von verschiedenen Aufsichtspersonen begleitet. Eine wesentliche Rolle spielt die Ökologische Bauaufsicht. Diese sorgt dafür, dass bestehende Tierpopulationen durch geeignete Maßnahmen erhalten bleiben. So werden etwa Gebäude vor Abbruch begangen, um sicherzustellen, dass sich darin keine Fledermausquartiere oder Vogelbrutplätze befinden. Eine weitere Maßnahme stellt die Übersiedlung von Reptilien auf sogenannten „Bio-Komplexe“ dar.
Ein Areal mit Geschichte
Der Nordwestbahnhof selbst blickt auf eine lange Geschichte zurück. Vor über 150 Jahren wurde auf dem heutigen Areal der Nordwestbahnhof als Kopfbahnhof für den Personenverkehr errichtet. Aufgrund der fast vollständigen Zerstörung während des 2. Weltkriegs musste das Bahnhofsgebäude 1952 abgerissen werden. Im Zuge der anschließenden Neuerrichtung erfolgte die Umnutzung zum Frachtenbahnhof, welcher im Laufe der Jahre zu einer modernen Logistik-Drehscheibe inklusive Container-Terminal ausgebaut wurde. 2005 begannen die ÖBB gemeinsam mit der Stadt Wien die städtebauliche Entwicklung des Nordwestbahnhofes in Form eines Leitbildes auszuarbeiten. Mit dem Start der Freimachung kann dieses nun in die Realität umgesetzt werden.