Schweiggers  Agenda-Vorbild

Die Waldviertler Gemeinde hatte im Frühling des Jahres 2020 keinen leichten Prozessbeginn, lebt doch Bürger:innenbeteiligung vom direkten Austausch, dieser wurde jedoch jäh durch die Pandemie unterbunden. Mit viel Kreativität gelang es dennoch, die Bevölkerung und ihre Beteiligung abzuholen und Teams zu bilden. Die Themen ranken von Verkehr über Wirtschaft bis hin zu brennenden Fragen gesellschaftlichen Zusammenlebens. Projekte zur Ortskernbelebung und alltagstaugliche Radwegnetze wurden entwickelt, die Stärkung der Gemeinschaft in den vielen kleinen Ortschaften steht nun als Jahresschwerpunkt an.

Kurzprofil der Gemeinde

Die Gemeinde Schweiggers liegt im Bezirk Zwettl im niederösterreichischen Waldviertel an der europäischen Wasserscheide zwischen Lainsitz, Thaya und Kamp. Das Gemeindegebiet umfasst 21 Ortschaften in 16 Katastralgemeinden mit insgesamt 2.017 Einwohner:innen. Mit Schweiggers, Sallingstadt und Siebenlinden befinden sich insgesamt 3 Pfarrkirchen in der Gemeinde Schweiggers. Wirtschaftlich ist die Gemeinde recht gut aufgestellt. Rund 60 Betriebe stellen die Nahversorgung und alle wichtigen Dienstleistungen zur Verfügung. Touristisch hat sich vor allem Sallingstadt mit dem Schwerpunkt Jugendtourismus und dem Jugendgästehaus einen Namen gemacht. Zahlreiche Sport- und Erholungseinrichtungen, Rad- und Wanderwege und der 30 Meter hohe Jahrtausend-Lebensturm runden das Angebot ab. Eine Tagesbetreuung für Kleinkinder, Kindergarten, Volksschule und Neue Mittelschule, mit Nachmittags- und Ferienbetreuung sind vorhanden. Weitere Ausbildungsmöglichkeiten (Gymnasium, HAK und HLW) sowie die landwirtschaftliche Fachschule Edelhof sind in der Nachbargemeinde Zwettl gut erreichbar. Mit der neuen Umfahrung Zwettl hat Schweiggers nun auch eine gute Anbindung Richtung Krems – St. Pölten. Der öffentliche Verkehr weist zahlreiche Verbindungen auf und ist auf die Bezirksstadt Zwettl ausgerichtet.

Struktur und Personen

• Sprecher des Kernteams: Christian Wally, Bgm. Josef Schaden
• Ing. Paul Schachenhofer, NÖ.Regional GmbH, E-Mail: paul.schachenhofer@noeregional.at
• LA21-Leitstelle im Bundesland: DI Bernhard Haas, NÖ. Dorf- und Stadterneuerung – Agenda Gemeinde 21, E-Mail: bernhard.haas@noel.gv.at

Prozessverlauf der Lokalen Agenda 21 in Schweiggers

Bereits die erste Phase war beeinträchtigt durch die Beschränkungen der Coronakrise und dieser Umstand hat den gesamten Leitbildprozess begleitet. Zum Start der Leitbildarbeit stand die Überlegung, wie die Bevölkerung über diesen Prozess informiert und auch mit einbezogen werden kann. Da größere Veranstaltungen auch im Sommer nicht möglich waren, wurde vereinbart, die Auftaktveranstaltung und die erste Arbeitssitzung in Freien durchzuführen. In den sechs ehemaligen Gemeinden sollte jeweils am Dorfplatz eine Veranstaltung stattfinden. Die Bewerbung erfolgte mit einem Stapel Strohballen auf dem Dorfplatz, Transparente kündigten den jeweiligen Termin im Ort an, genauere Informationen zur Veranstaltung gab es auf der Homepage und über ein Flugblatt, welches im Dorf verteilt wurden.

An sechs Abenden Ende August 2020 wurden die Strohballen am Dorfplatz aufgelegt und dienten als Sitzgelegenheit, Abstandsregeln gemäß Covid-19 waren einzuhalten.
Inhalt der Auftaktveranstaltung:

• Vorstellung der Kernteammitglieder
• Motivation der Gemeinde zum Prozess „Gemeinde 21“
• Vorstellung der Aktion und des Ablaufes
• Sammeln von Stärken und Schwächen durch die Teilnehmenden
• Sammeln von Ideen, Wünschen und wichtigen Anliegen der Bevölkerung

Insgesamt wurden bei den Auftaktveranstaltungen 180 Teilnehmer:innen gezählt. Für die Leitbildarbeit wurden vier Themengruppen definiert:

• Gesellschaft/Gemeinschaft
• Mobilität/Infrastruktur
• Wirtschaft
• Umwelt/Klima

Die Arbeitsrunden zu den ersten beiden Themenbereichen fanden im Dezember 2020 statt und wurden in Form einer Videokonferenz durchgeführt. In der Leitbildarbeit wurde trotz Beschränkungen wieder vermehrt auf persönliche Treffen gesetzt. Die Arbeitsrunden wurden im großen Veranstaltungssaal der Gemeinde durchgeführt. Hier konnten jeweils bis zu 25 Personen an den Arbeitssitzungen teilnehmen.

Ein Schüsselprojekt 2021 war die Jubiläumsfeier „50 Jahre Großgemeinde Schweiggers“ – im Zuge dieser Feierlichkeit hat ein umfangreicher Markenprozess zur stärkeren Identifikation der Bevölkerung mit der Gemeinde und zur Entwicklung eines markanten Außenauftrittes stattgefunden. Dieser Markenprozess wurde eng mit der Leitbildentwicklung gekoppelt. So wurde auch eine Bürger:innenbefragung durchgeführt. Diese zielte neben den Fragen zur Sicht der Gemeinde, zum bestehenden Logo und den Alleinstellungsmerkmalen der Gemeinde auch auf die künftigen Entwicklungsschwerpunkte und mögliche Leitthemen ab. So konnte die Befragung auch als Grundlage für die Formulierung der Vision und Ziele herangezogen werden. Neben den aktiv Beteiligten in den Themen- und Arbeitsgruppen nahmen auch 300 Personen an der Befragung teil.

Im Leitbild wurden zehn Projektgruppen definiert, welche etwas zeitversetzt ihre Arbeit aufnahmen. In einem Abstimmungsgespräch Anfang Mai 2021 wurde der Zeitplan für die Projektumsetzung im Leitbild gemeinsam definiert. Die Projektgruppen arbeiten seither selbstständig. Eine Evaluierung des Projektfortschrittes erfolgt durch ein vierteljährliches Treffen der Projektgruppenleiter:innen.

Projekte und Aktionen

Jubiläum „50 Jahre Großgemeinde Schweiggers“

Im Sommer 2021 wurde das Projekt „50 Jahre Gemeinde Schweiggers“ umgesetzt. Auf Grund der Covid-19-Pandemie fand kein großes gemeinsames Fest statt, sondern jeder Ort organisierte ein „Dorffest“ unter dem Motto „zaum kema“. Im Rahmen dieser Feste wurde eine Erinnerungstafel übergeben, das neue Logo, welches im Rahmen der NÖ.Gemeine21 entwickelt wurde, präsentiert und gemeinsame Erinnerungsfotos mit der Dorfgemeinschaft gemacht. Insgesamt wurden von Juli bis Mitte September 16 Feste gefeiert.

Alltagsradwegenetz

Mit der Projektgruppe wurde ein Radwegenetz für den Alltagsradverkehr definiert. Dabei wurden bestehende Wege und Gemeindestraßen ausgewählt, welche gut befestigt sind, geringes Verkehrsaufkommen aufweisen und im öffentlichen Besitz sind. Sie sollen auf möglichst kurzem Weg die Orte mit allen wichtigen Einrichtungen der Gemeinde und mit dem Hauptort verbinden. Neben dem Netz in Richtung Hauptort Schweiggers wurde auch eine Radrunde von circa 50 Kilometer definiert, welche in der Kleinregion vernetzt wurde und als Freizeitangebot genutzt werden kann.

Ortskernbelebung – Gestaltung Hauptplatz

Der großzügige Platz in Schweiggers wird von einer großen Grünfläche im Zentrum dominiert. Diese steht als Naturdenkmal unter Schutz, worauf natürlich bei allen Planungen Rücksicht genommen werden muss. Dennoch soll der Platz gestaltet, mit Blumenschmuck und attraktiven Aufenthaltsbereichen ausgestattet werden. Eine Neuordnung der Verkehrsflächen mit Parkplätzen und Mischflächen für verschiedene Nutzungen wird ebenso diskutiert wie die Schaffung von Infrastruktur für Veranstaltungen am Platz. Das Projekt steht noch am Beginn der Planung, zahlreiche Ideen und Anregungen wurden bereits eingebracht und werden berücksichtigt.

Ausblick

• Die Planung des Hauptplatzes wird fortgesetzt und soll 2022 abgeschlossen werden.
• Im Jänner 2022 findet ein Abstimmungstreffen der Projektgruppenleiter:innen statt.
• Die Projektgruppe „Gemeinschaft stärken“ wird für die nächsten Monate ein Konzept entwickeln, wie der gesellschaftliche Zusammenhalt und die einzelnen Dorfgemeinschaften verbessert werden können. Dabei sollen die sozialen Auswirkungen der Pandemie besonders berücksichtigt werden.