Altenmarkt

Die Salzburger Gemeinde im Pongau hat es trotz widriger Umstände der Pandemie geschafft, ihren Lokalen Agenda-21-Prozess möglichst breit aufzustellen. Gleichsam einem Sprung ins kalte Wasser wurden viele Ideen einer digitalen Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in der Gemeinde erstmals ausprobiert – mit Erfolg, konnten doch elf Projektgruppen ihre Arbeit aufnehmen und das Zukunftsprofil der Gemeinde schärfen. Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen galten dabei als Leitmotiv.

Sammlung von Ideen aufgeschrieben einzeln auf Zetteln um ein Plakat
Ergebnisplakat Bürger:innenrat, Foto: Eva Kellner, SIR-Agenda 21 Salzburg

Kurzprofil der Gemeinde Altenmarkt

Altenmarkt liegt im Salzburger Enns-Pongau und ist durch die vielfältige, bodenständige und gleichzeitig moderne Ausrichtung bei den Pongauerinnen und Pongauer sowie bei den zahlreichen Gästen sehr beliebt. Mit circa 4.450 Einwohnerinnen und Einwohner ist Altenmarkt traditionell landwirtschaftlich geprägt, durch die weitsichtige Wirtschaftspolitik ein guter Wirtschaftsstandort und durch mutige Initiativen heimischer Fremdenverkehrspioniere ein etabliertes Tourismusgebiet. Das zugehörige Zauchensee ist Austragungsort zahlreicher Europacup- und Weltcup-Rennen und eine Reihe von Spitzensportlern stammt aus der Pongauer Gemeinde.

Im Rahmen der Neuaufstellung des Räumlichen Entwicklungskonzeptes (REK) war es der Gemeinde ein Anliegen, die soziale, ökologische und ökonomische Entwicklung der Gemeinde gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürger zu denken. So wurde parallel zum REK der Agenda-21-Basisprozess gestartet. Auch künftig soll ein guter Mittelweg zwischen Fortschritt, Wachstum und der Bewahrung der kulturellen Identität, der althergebrachten Werte und einem guten Miteinander gefunden werden.

Struktur und Personen

  • Kernteamleiterin vor Ort: Bauamtsleiterin Ing.in Doris Strauch
  • Ansprechperson in der Gemeinde: Achim Winter
  • Prozessbegleitung: Katharina Dessl und Siegmar Leitl, Möglichmacherei
  • Agenda-21-Beraterin: Eva Kellner, SIR, Salzburg

Prozessverlauf der Lokalen Agenda 21 in Altenmarkt

Im Kernteam – bestehend aus allen Fraktionen und wichtigen lokalen Akteuren wurden trotz der herausfordernden Situation rund um Covid-19 im Frühjahr 2020 die ersten Prozessschritte festgelegt und in einem sehr schnellen und kreativen Prozess wurde der Entwurf für das Logo und der Name „gemeinsam gestAltenmarkt“ entwickelt.

Gleich zu Beginn wurden die jungen Generationen in Workshops im Kindergarten und in allen Schulen eingebunden. Daraufhin starteten die Volksschule und die Neue Mittelschule mit dem „Mobilitätsmanagement für Kinder, Eltern und Schulen“ in Zusammenarbeit mit dem Klimabündnis Salzburg.

Der Sommer 2020 wurde für die Öffentlichkeitsarbeit mit einem „gemeinsam gestAltenmarkt“-Stand auf dem Wochenmarkt genützt. Eine digitale Umfrage und eine analoge Ideen-Börse wurden, unterstützt von der Wirte-Gemeinschaft, durch eine Bierdeckel-Fragen-Aktion umgesetzt.

Im Bürger:innenrat Anfang Herbst 2020 haben sich fünfzehn zufällig ausgewählte Personen eineinhalb Tage intensiv damit auseinandergesetzt, was es für eine nachhaltige Entwicklung in Altenmarkt braucht. Im „Gemeindenavi 2030“ (einem von der Zukunftsakademie Oberösterreich entwickelten Workshop-Format) beschäftigten sich 40 Interessierte mit den 17 „Sustainable Developement Goals“ und brachten diese in Zusammenhang mit dem Leben der Menschen und der Arbeit in den Gemeinden.

Viele Altenmarkterinnen und Altenmarkter haben ihre Ideen für ein zukunftstaugliches Altenmarkt eingebracht, eine große Präsentationsveranstaltung war aufgrund von Covid jedoch nicht möglich.

Prozessbegleiter und Kernteam entschieden sich daraufhin für die digitale Variante der Projektarbeit. Um auch alle Menschen zu erreichen, gab es sowohl eine große postalische wie auch digitale Aussendung und die Einladung, sich persönlich auf dem Gemeindeamt zu melden, um weitere Ideen einzubringen und sich für die Mitarbeit in Projekten zu melden. Ein sehr engagiertes Reporter- und Kernteam präsentierte die jeweils aktuellen Ergebnisse auf der eigenen Website und in tollen Videobotschaften. Um die Menschen bestmöglich zu erreichen wurden auch Social-Media-Kanäle genützt.

Der digitale Versuch erwies sich als sehr gelungen! Elf engagierte Projektgruppen sind entstanden und haben es in allen erdenklichen Varianten geschafft, online ihre Ideen in Richtung Umsetzung weiterzudenken. Mehrmalige online-Vernetzungstreffen zwischen den Projektgruppen haben darüber hinaus beigetragen, auch zwischen den Gruppen informiert zu bleiben.

Jetzt, wo wieder physische Treffen möglich sind, wird gemeinsam mit dem Kernteam und den Projektgruppen am nachhaltigen Zukunftsprofil gearbeitet, welches bis zum Herbst 2021 fertiggestellt werden soll.

Projekte und Aktionen

Die Projektgruppen in den sechs Schwerpunktthemen:

Bildung und Kultur

Mit „Kultur 2030“ wird ein attraktives Kulturangebot speziell für die Generation der 20- bis 30-Jährigen entwickelt und umgesetzt. Eine weitere Projektgruppe setzt sich für ein kreatives Kursangebot für Jung & Alt ein, und unter dem Motto „Ein Leben lang lernen“ soll das Schulangebot gut vernetzt werden.

Soziales und Miteinander leben

Durch ein „Multi-Kulti-Kochtreffen“, einem „Zuagroastn-Stammtisch“, durch gesellige Tanzveranstaltungen unter dem Namen „5 Uhr Tee“ soll das kulturelle Miteinander in Altenmarkt noch mehr zusammenwachsen und ineinanderfließen. Die Optimierung des Spielplatzes und die bessere Vernetzung und der Ausbau des sportlichen Angebotes sind weitere Inhalte der vielen Projektgruppen in dem Schwerpunktbereich „Soziales“.

Infrastruktur und Verkehr

Ein barrierefreies und ruhigeres Altenmarkt sind die Ziele dieser zwei Projektgruppen. Gestartet wurde mit einem Spaziergang durch den Ort, wo betroffene Menschen mit Beeinträchtigungen persönlich dabei waren. Durch diese Sensibilisierung wird jetzt ein Punktekatalog für Sanierungen erstellt, weitere Ortsspaziergänge sind geplant.

Wirtschaft und Tourismus

In dieser Projektgruppe dreht sich alles um die „Marke Altenmarkt“.  Warum ist Altenmarkt so lebenswert, wofür steht Altenmarkt bei den Einheimischen und wie gelingt eine klare, gemeinsame Ausrichtung? Die Stärkung der innerörtlichen Wertschöpfung, und die Identifikation mit gemeinsamen Werten soll in einem gezielt begleiteten Prozess vertiefend weiterbearbeitet werden.

Energie

Das primäre Ziel ist es, langfristig das Klima zu schützen und dabei gleichzeitig mit der Energiewende wirtschaftliche Möglichkeiten zu schaffen. Die Projektgruppe beschäftigt sich mit den Fragen „Wie kann der Anteil der erneuerbare Energien gesteigert werden?“ „Wie schaffen wir es, auch wirtschaftlich von der Energiewende zu profitieren und qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen?“

Landwirtschaft und regionale Versorgung

Durch diese Projektgruppe werden die Altenmarkter Landwirtschaft und die vielfältigen Produkte jetzt auf der Gemeindehomepage präsentiert. Eine neu erstellte digitale Mitteilungs-Gruppe für Interessenten an saisonalen Lebensmitteln aus der Region trägt zur direkten Kommunikation zwischen Konsumenten und Produzenten bei. Die Stärkung des Wochenmarktes ist ebenfalls ein Eckpfeiler dieser Gruppe. Weitere Umsetzungsideen sind gerade in Vorbereitung.

Ausblick

Der Sommer 2021 soll wieder ganz unter dem Zeichen der Projektarbeit stehen und gleichzeitig wird bis Herbst das Zukunftsprofil fertiggestellt. Die Arbeit und der aktuelle Stand der Projektgruppen werden auf der Gemeinde-Website veröffentlicht. Außerdem wird mit diversen Veranstaltungen weiterhin zur Mitarbeit eingeladen. Sofern es die Covid-19-Situation zulässt, werden bei der Bürgerversammlung im November 2021 das Zukunftsprofil „gemeinsam gestAltenmarkt“ und alle Projektgruppen präsentiert. Der Agenda 21-Basisprozess ist damit abgeschlossen, die Projekte, die Kultur der Vernetzung und der Beteiligung werden Altenmarkt aber weiterhin beleben.

Weitere Informationen unter gestaltenmarkt.at

Redaktion und Rückfragen

Eva Kellner, eva.kellner@salzburg.gv.at, SIR – Agenda 21 Salzburg

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