Verstärkung im Kampf gegen Energiearmut

Eine Koordinierungsstelle zum Thema Energiearmut soll die Zahl der energiearmen Haushalte verringern und vorbeugende Maßnahmen entwickeln. Um Armutsbetroffenen beim Thema Klimakrise eine stärkere Stimme zu verschaffen, hat die Volkshilfe im Auftrag des BMK eine Studie zum Thema durchgeführt.

Koordinierungsstelle „kea“

Die Koordinierungsstelle zur Bekämpfung von Energiearmut (→ kea.gv.at) wurde als zentrale Anlauf- und Kompetenzstelle zum Thema Energiearmut gegründet. Ihre Aufgaben sind im Energieeffizienzgesetz (EEffG) gesetzlich geregelt. Sie ist im Klima- und Energiefonds angesiedelt und vernetzt sämtliche Stakeholder:innen in diesem Bereich. Ziel ist es unter anderem, die Zahl der energiearmen Haushalte zu reduzieren sowie Maßnahmen zur Prävention von Energiearmut zu entwickeln. Das Team der kea arbeitet gemeinsam mit Fachleuten daran, von Energiearmut Betroffenen den Zugang zu Informationen und Unterstützungsleistungen zu erleichtern. 

Wohnen wichtiges Thema

Eine von der Volkshilfe im Auftrag des BMK durchgeführte Studie ergab, dass der Fokus neuer Maßnahmen auf nachhaltigen Wohnbau, bessere Isolierung und ökologische Sanierung gelegt werden sollte – also die Verbesserung von Wohnbedingungen Armutsbetroffener. Darüber hinaus sollen unter anderem klimafitte und konsumfreie Bereiche in öffentlichen Räumen geschaffen werden. Auch ein zielgruppengerechter, verbesserter Zugang zu regionalen und biologischen Lebensmitteln wird empfohlen, wie auch die finanzielle Unterstützung von Betroffenen.

„Die eigens eingerichtete Kommission zur Bekämpfung von Energiearmut und eine eigene Koordinierungsstelle sind zwei wesentliche Instrumente davon, um dieses wichtige Thema weiter anzugehen. Weil Energiearmut ein Querschnittsthema ist, sind auch die Länder und die Energieversorger gefordert. Die Studie zeigt aber auch, dass es oft schwierig ist, armutsbetroffene Menschen zu erreichen. Hier braucht es neben zielgerichteter Unterstützung auch neue Kommunikationsformate und die Ansprache über geeignete Kanäle“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

Zentrale Studienergebnisse

  • Mehr als Dreiviertel (77 Prozent) der insgesamt 100 befragten Armutsbetroffenen geben an, besorgt oder sehr besorgt über die Klimakrise zu sein.
  • Beinahe 80 Prozent der Befragten spüren die Auswirkungen der Klimakrise stark oder sehr stark in ihrem eigenen Leben.
  • Für die politischen Maßnahmen im Kampf gegen die Klimakrise zeigen sich hohe Zustimmungswerte, etwa dafür, mehr leistbare und gut isolierte Wohnungen zu errichten (89 Prozent) oder mehr finanzielle Unterstützung für einen Heizungstausch zur Verfügung zu stellen (84 Prozent).
  • Die meisten Befragten benötigen eine bessere Isolierung der Wohnung, brauchen mehr Möglichkeiten, sich während Hitzeperioden kostenlos abkühlen zu können und wünschen sich mehr Grünflächen in der Nähe der Wohnung
  • Fast 70 Prozent der Befragten waren schon einmal in der Situation, ihre Energierechnung nicht oder nicht rechtzeitig bezahlen zu können
  • Knapp 95 Prozent der Befragten versuchen, in ihrem Alltag Energie zu sparen.

Maßnahmen gegen Energiearmut

Eine Reihe von Maßnahmen tragen bereits dazu bei, von Energiearmut betroffene Menschen gezielt zu unterstützen:

  • Ausbildung von mehr als 200 sozialen Energieberatenden
  • Förderung „Sauber Heizen für Alle“ mit bis zu 100 Prozent Unterstützung für den Tausch einer klimafreundlichen Heizung für Haushalte im untersten Einkommensdrittel. Dafür stehen im Budget 1,6 Milliarden Euro bis 2030 bereit
  • Soziale Energiesparberatung mit Gerätetausch (Abwicklung in Kooperation mit Caritas und Volkshilfe Wien; 120 Millionen Euro bis 2026) 
  • Förderung für die Sanierung von Gebäuden für Schutzbedürftige (45 Millionen Euro bis 2026 in der Umweltförderung)
  • Die Verlängerung der Stromkostenbremse bis Ende 2024 sichert einen leistbaren Grundbedarf an Strom
  • Übernahme der Kostensteigerung der Stromentgeltnetze
  • Wohn- und Heizkostenzuschuss durch den Bund an die Länder (675 Millionen Euro)
  • Aufstockung Wohnschirm um weitere 60 Millionen Euro. Er übernimmt offene Miet- und Energiekosten. Bis Ende 2026 stehen somit insgesamt 224 Millionen Euro zur Verfügung.
  • Wohnraum-Bau-Offensive (390 Millionen Euro für leistbare Wohnungen, 220 Millionen Euro für Sanierungen)
  • Valorisierung der Sozial- und Familienleistungen, 500 Millionen Euro für armutsgefährdete Familien mit Kindern

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