Neue Strategie zur Rettung der Artenvielfalt
Das BMK arbeitet derzeit an nachhaltigen Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität. Die Öffentlichkeit, andere Stakeholder und zuständige Akteure sind aktiv eingebunden – Möglichkeiten zu Mitsprache stoßen auf großes Interesse und brachten bereits wertvolle Ergebnisse.
Österreich zählt mit seinen circa 68.000 Arten zu den artenreichsten Ländern Mitteleuropas. Vielfältige Tier- und Pflanzenarten sichern das Gleichgewicht der Ökosysteme, bilden die Grundlage unserer Ernährung, tragen zur Klimaregulierung bei und bieten Schutz vor Naturgefahren. Die anhaltende Zerstörung natürlicher Lebensräume sowie die Folgen des Klimawandels gefährden den Artenreichtum allerdings stark.
„Vielfalt geht uns alle an. Umweltschutz ist Artenschutz und gleichzeitig stellt die Artenvielfalt unsere Lebensversicherung dar. Sie sichert uns gesunde Lebensmittel und saubere Luft, schützt uns vor Naturgefahren und hilft uns bei der Anpassung an den Klimawandel“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
2019 wurde vom Klimaschutzministerium (BMK) daher der Biodiversitätsdialog 2030 ins Lebens gerufen. Ziel ist es, gemeinsam mit allen zuständigen Akteuren und Stakeholdern der Biodiversität Ziele und Maßnahmen für den Erhalt der Vielfalt in Österreich zu erarbeiten. Dabei waren Ministerien, Sozialpartner, Universitäten, betreffende Bundesämter, NGOs und Vertreterinnen und Vertreter der Bundesländer und der Land- und Forstbetriebe Österreichs in Form einer Workshop-Reihe eingebunden.
„Vielen Menschen ist der Schutz der Artenvielfalt bei uns in Österreich genauso wie mir ein großes Anliegen. Das enorme Interesse und die Teilnahme an der öffentlichen Konsultation macht das noch einmal deutlich. Mehr als 1720 Kommentare wurden zu den Vorschlägen der Expertinnen und Experten für den Erhalt der Vielfalt in Österreich abgegeben und mehr als 730 Teilnehmende haben einen allgemeinen Fragebogen dazu ausgefüllt,“ fasst Gewessler die Ergebnisse der öffentlichen Konsultation zusammen.
Wertvolle Rückmeldungen
Das Interesse an dieser öffentlichen Konsultation war hoch, erste Ergebnisse (Stand: 28. September 2020) lieferten aufschlussreiche Erkenntnisse:
- Der Zustand der biologischen Vielfalt in Österreich wird von der überwiegenden Mehrheit der Rückmeldenden als „mittel“ bis „schlecht“ eingestuft.
- Die derzeit definierten Ziele gelten als ambitioniert und sollten reichen, um die biologische Vielfalt zu erhalten.
- Als besondere Herausforderungen werden Flächenverbrauch, Bodenversiegelung, intensive Landwirtschaft und der Klimawandel wahrgenommen. Insbesondere die Flächenversiegelung muss rasch eingebremst werden.
- Der Einsatz von Pestiziden soll reduziert werden, allerdings unterscheiden sich die Meinungen im Hinblick auf prozentuelle Vorgaben.
- Schutzgebiete spielen eine wichtige Rolle und sollten ausgebaut, abgesichert sowie besser vernetzt werden. Insbesondere im Bereich der Forstwirtschaft besteht allerdings noch Diskussionsbedarf bezüglich der konkreten Maßnahmen.
- Konkrete neue Vorschläge beziehen sich beispielsweise auf stärkere Bewusstseinsbildung und Maßnahmen zur Reduktion der Lichtverschmutzung, Vermeidung der Lebensraumzerschneidung oder auch Forcierung von Querungshilfen.
- Es besteht breite Unterstützung für Investitionen in die Forschung sowie ein bundesweites Monitoring der Biodiversität.
- Innovative Vorschläge zur Finanzierung der neuen Biodiversitätsstrategie reichen von der Einrichtung des Biodiversitätsfonds über Klimafinanzierung bis zu zweckgewidmeten Umweltabgaben bei Maßnahmen, welche die Biodiversität schädigen.
Biodiversitätsstrategie 2030
Sämtliche Rückmeldungen werden in den kommenden Wochen von Expertinnen und Experten des BMK sowie des Umweltbundesamtes vertiefend analysiert. Im nächsten Schritt folgt ein erster Entwurf für die Biodiversitätsstrategie 2030. Dieser Entwurf des BMK wird in die Nationale Biodiversitätskommission eingebracht und ausführlich mit allen zuständigen Akteurinnen und Akteuren sowie Stakeholdern der Biodiversität in Österreich abgestimmt. Auch die im Mai 2020 von der Europäischen Kommission vorgelegten Ziele der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 werden mit einfließen.
Die Nationale Biodiversitäts-Kommission setzt sich zusammen aus: BMK, BMLRT, BMDW, BMEIA, BMF, BMBWF, BMSGPK sowie Landwirtschaftskammer, Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer, Gewerkschaftsbund, Österreichischer Haus- und Grundbesitzerbund und Vertreter*innen der Bundesländer, Vertreterinnen und Vertreter der Land & Forstbetriebe Österreichs, des Gemeindebunds, Städtebunds, Nationalparks Austria, Österreichischer Jagdverband, Österreichisches Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz und Bundesämter (UBA, AGES, BFW, BAW), Umweltdachverband, Universitäten (BOKU, Universität Wien, ÖAW) und NGOs.
Insektensterben stoppen
Insekten sind die artenreichste Tiergruppe der Erde und auch für Menschen von großer Bedeutung. Hierzulande kommen etwa 40.000 Insektenarten vor, vier von fünf Tierarten in Österreich sind Insekten. Sie tragen insbesondere durch Bestäubung, Schädlingskontrolle und Honigproduktion zum Wohlergehen und Wohlstand der Bevölkerung bei. Vor allem die Bestäubung ist enorm wichtig für die heimische Feldwirtschaft und am effizientesten, wenn sich die Arten möglichst deutlich unterscheiden und gegenseitig ergänzen – wie zum Beispiel Honigbienen und Wildbienen. Darüber hinaus sind Insekten eine bedeutende Nahrungsgrundlage, insbesondere für gefährdete Arten – zum Beispiel für rund 40 Prozent der in Österreich stark gefährdeten oder vom Aussterben bedrohten Vogelarten. Ein anhaltendes „Insektensterben“ hätte also weitreichende Folgen. Es gilt, rasch die besten Handlungsoptionen auszuloten, konkrete Maßnahmen auszuarbeiten und umzusetzen.
Tipp
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Website des Umweltbundesamtes.