Lengau  Agenda-Vorbild

Die Innviertler Gemeinde Lengau hat erfolgreich einen Agenda Prozess durchgeführt – und dies unter erschwerten Umständen bedingt durch die Pandemie. Einem überaus engagierten Kernteam, einer durchdachten und breit wie kontinuierlich angelegten Öffentlichkeitsarbeit sowie digitaler wie auch analoger Beteiligung ist dies zu verdanken. Daraus hervorgegangen ist ein ambitioniertes Zukunftsprofil, welches nun von vielen Projektgruppen in der Gemeinde und engagierten Ehrenamtlichen umgesetzt wird. Damit ist ein wichtiger Schritt zur Zukunftsfähigkeit von Lengau gelungen.

Gemeinde Legnau, Generationenhaus Kleeblatt
Generationenhaus Kleeblatt, Foto: Gemeinde Legnau, Erich Rippl

Kurzprofil der Gemeinde

Die Gemeinde Lengau liegt am südlichen Rand des politischen Bezirkes Braunau am Inn, ganz knapp an der oberösterreichischen-salzburgischen Landesgrenze. Sie ist flächenmäßig nicht nur die größte Gemeinde des Bezirkes, sondern sogar des gesamten Innviertels.

Die knapp 5.000 Einwohner:innen umfassende Gemeinde besteht aus den drei Hauptorten Friedburg, Schneegattern und Lengau sowie aus 27 kleineren Ortschaften. Der Kobernaußerwald im Norden und der Krenwald im Süden sind naturräumlich die prägendsten Elemente. Drei Fünftel der Gemeindefläche sind mit Wald bedeckt. Die Gemeinde kann auf eine sehr gute wirtschaftliche Lage aufbauen.

Gemeinsam mit der oberösterreichischen Gemeinde Lochen am See und den Gemeinden Straßwalchen und Neumarkt am Wallersee auf Salzburger Seite ist Lengau Mitglied in einem erfolgreichen INKOBA-Verein (interkommunales Betriebsbaugebiet). Seit der Gründung 2007 konnten rund 480 Arbeitsplätze geschaffen werden. Neben einem Arbeitsort ist die Gemeinde auch eine stark nachgefragte Wohngemeinde, nicht zuletzt aufgrund der Nähe zur Stadt Salzburg und der guten öffentlichen Erreichbarkeit durch die Mattigtalbahn.

Große Aufmerksamkeit erfährt die Gemeinde aktuell durch das Vorzeigeprojekt „Generationenhaus Kleeblatt“, das neue Maßstäbe im Bereich Generationenverbundenheit setzt. Bekannt ist Lengau auch durch den Riesen Franz Winkelmeier, der mit 2,58 Metern der größte Europäer seiner Zeit war, ein eigenes Museum erinnert an sein Leben und Wirken.

Struktur und Personen

  • Gemeinde Lengau, Bürgermeister Erich Rippl
  • Prozessbegleiter:in: Loop 3 OG, DI Wolfgang Mader MSc und DI Florian Sturm
  • Regionalmanagement Oberösterreich, Geschäftsstelle Innviertel-Hausruck, Fachbereich Regionale Zukunftsgestaltung, Sandra Schwarz, MSc
  • Leitstelle Agenda.Zukunft in Oberösterreich, Oberösterreichische Zukunftsakademie, DI Günther Humer, MSc

Prozessverlauf

In der Gemeinde Lengau waren die vergangenen Jahre von der Realisierung ambitionierter Ziele geprägt, so wurden etwa das Generationenhaus „Kleeblatt“, Hochwasser- und Renaturierungsprojekte, das Nahversorgungsprojekt „Lengauer Laden“, ein Jugendzentrum, oder der Ausbau des öffentlichen Verkehrs umgesetzt. Ein wesentliches Anliegen des Agenda-Prozesses war es, diese Projekte mit ehrenamtlichem Engagement voranzutreiben und den Boden für weitere, nachhaltige Entwicklungsthemen in der Gemeinde aufzubereiten. Dank einem engagierten Kernteam und daraus hervorgegangenen Projektgruppen ist dies von Beginn an herausragend gelungen. 

Der Agenda.Zukunft-Basisprozess in Lengau startete im September 2020 mit dem Aufbau der prozessrelevanten Strukturen. Das Kernteam wurde gegründet und gemeinsam der weitere Beteiligungsweg geplant. Wesentlich war in dieser ersten Prozessphase die breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit, um die Bevölkerung über den anlaufenden Agenda-Prozess zu informieren und für die Beteiligung zu aktivieren. 

In dieser ersten Prozessphase fand auch der Bürger:innenrat (→ agenda-zukunft.at) statt, der erste Themenfelder zu Tage förderte. Die folgenden Aktivitäten und Kernteamtreffen mussten aufgrund der sich zuspitzenden Covid-19-Situation weitgehend in den virtuellen Raum verlegt werden. Dabei war auch das Bürgercockpit als digitales Beteiligungsinstrument (→ agenda-zukunft.at)eine wesentliche Unterstützung.

Trotz herausfordernder Covid-19-Rahmenbedingungen, konnte das GemeindeNavi Agenda 2030 (→ agenda-zukunft.at) dennoch durchgeführt und damit die Sustainable Development Goals (SDGs) umfassend in den Agenda-Prozess eingebaut werden. Parallel dazu wurden bereits erste Projektgruppen aktiv: 

  • „Senior:innen – Treffpunkt – Lebensfreude für den Aufbau eines Tagesbetreuung-sangebotes für das Generationenhaus „Kleeblatt“ 
  • „Klimaschutz leben“ mit Fokus auf erneuerbare Energie und Mobilität 
  • „LengAU“ mit dem Ziel wissenschaftlich begleitet ökologisch wertvolle Lebensräume in Lengau zu schützen

Diese Projektgruppen konnten bereits erfolgreich in ein „Agenda.Zukunft 2-Jahres-Umsetzungsprogramm“ überführt und weiter unterstützt werden.

Die Aktivitäten wurden im Rahmen von drei Infotagen in der Gemeinde der Öffentlichkeit präsentiert und die Bevölkerung wurde zur Partizipation eingeladen. Nach der Zukunftswerkstatt wurde ein erster Entwurf für das Zukunftsprofil mit folgenden Themenschwerpunkten formuliert und letztlich auch einstimmig beschlossen:

  • Mobilität ermöglichen & Verkehrssicherheit erhöhen
  • Umweltschutz – Biodiversität – Bodenschutz 
  • Lebensqualität durch Nähe & Wirtschaftsentwicklung
  • Miteinander stärken
  • Klimaschutz leben
  • Beteiligung & Enkeltaugliche Entscheidungen

Die Projektwerkstatt ermöglichte eine Vertiefung in weitere Ideen wie etwa: kreative Wort-Bild-Marke für Agenda.Zukunft in Lengau, „Lengau Mobil“, Erneuerbare Energiegemeinschaften, Sensibilisierungsprojekt zu Neophyten und Kröten und vieles mehr.

Trotz der erschwerten Covid-19-Rahmenbedingungen konnte der Basisprozess erfolgreich abgeschlossen werden. Wesentlich dabei waren eine flexible Adaptierung des Prozesses durch die Prozessbegleitung, ein überaus engagiertes Kernteam und zahlreiche digitale Abstimmungen im Team.

Projekte und Aktionen

Generationenhaus „Kleeblatt“ Senior:innen – Treffpunkt – Lebensfreude

Der Gemeinde Lengau sind Lebensqualität und die Bedürfnisse aller Generationen zu sehen besonders wichtige Anliegen. Von Anfang an wurde das Generationenthema nicht gesondert, sondern im Miteinander und unter einem Dach betrachtet. Das Generationenhaus „Kleeblatt“ vereint „Vitales Wohnen“ für ältere Personen ab 65 Jahren mit einer Pflegestufe von eins bis drei, einen dreigruppigen Kindergarten und eine Tagesbetreuung für Menschen mit und ohne Demenz sowie ein Senior:innentreff namens „Senior:innen – Treffpunkt – Lebensfreude“. Die Senior:innen organisieren und verwalten ihre Aktivitäten selbst – mit Unterstützung durch ehrenamtliches Engagement, das im Rahmen des Agenda.Zukunft-Prozesses aufgebaut werden konnte. Seniorengerechte Angebote für Körper, Geist und Seele sowie Kurse, Seminare, Vorträge oder einfaches gemütliches Beisammensein sollen Abwechslung und Freude in den Alltag älterer Menschen bringen.

Lengauer Mobil

Auch die Mobilität älterer Menschen spielt in Lengau eine große Rolle. So erfolgte der Ankauf des „Lengauer Mobils“, eines seniorengerechten E-Busses, der als gemeinschaftliches Rufbussystem von Ehrenamtlichen geführt wird. 

Solarpotenzialanalyse

Mit einer Solarpotenzialanalyse wurde die grundsätzliche Eignung der Dächer für Photovoltaik (aber auch für Solarthermie) analysiert. Sie wurde für alle Dächer auf dem Gemeindegebiet erstellt und steht allen Bewohner:innen und Betrieben kostenlos zur Verfügung. 

Gemeinschaftliche PV-Erzeugungsanlage

Im September 2021 wurde eine weitere Photovoltaik-Anlage am Dach des Gemeindeamts umgesetzt. Die Anlage mit einer Leistung von 17,76 kWp wurde als „Gemeinschaftliche Erzeugungsanlage“ in Betrieb genommen. Zehn Beteiligte haben mit 50 Anteilscheinen ihren Beitrag zur Umsetzung geleistet. Die Gemeinde beabsichtigt weitere Bürgersolaranlagen im Gemeindegebiet umzusetzen.

Klimaschutz leben

Die Arbeitsgruppe „Klimaschutz leben“ hat das Beteiligungs- und Umfragetool „Bürgercockpit“ genutzt. Auf Basis der Ergebnisse wurde eine Veranstaltungsreihe zu Themen wie Erneuerbare Energien, Klimawandel in Österreich, Face Out Öl und Gas, Elektromobilität und generell für Bewusstseinsbildung im Klimaschutz konzipiert. 

Natur Erkundungsweg

Auch in Lengau sind viele der Pflanzen- und Tierarten bereits in ihrem Bestand bedroht. Von ehrenamtlich engagierten Lengauer:innen wurde ein Natur-Erkundungsweg angelegt, der über Heilkräuter und (bedrohte) einheimische Fauna und Flora informiert. Auf derzeit 15 Tafeln wurden einige der zahlreichen Heilkräuter mit großer Sorgfalt beschrieben. Dazwischen gibt es viel Informatives über die heimischen Vogel- und Insektenarten zu lesen. Liebevoll gestaltete Insektenhäuser und Vogelchalets, sowie Igelhäuser säumen den Weg. Zusätzlich errichtete die Landjugend einen Barfußweg, um die Sinne zu spüren.  

LengAU

Mit diesem Projekt sollen besonders die Naturräume wie Feuchtwiesen, Auen, Uferlandschaften, die Lengau ihren Namen gaben, geschützt und ihre ökologische Bedeutung ins Bewusstsein gerückt werden. Mit unterschiedlichen Bürger:innenbeteiligungs-Aktivitäten sollen Schutz und Erhalt dieser Flächen im Sinne der Biodiversität forciert werden. Unter anderem ist auch ein dauerhaftes Monitoring von besonders relevanten Flächen geplant. 

Ausblick

Die Gemeinde Lengau befindet sich aktuell gemeinsam mit den engagierten Lengauer:innen noch in der Umsetzung der unterschiedlichen Projektinitiativen im Rahmen eines 2-Jahres-Umsetzungsprogrammes. 

Das Zukunftsprofil und der Maßnahmenkatalog dienen als Wegweiser für kommunale Entscheidungen und sollen gemeinsam mit der Bevölkerung umgesetzt werden. Der Aufbau einer kontinuierlichen Beteiligungskultur, die die Identität und Identifikation mit der Gemeinde stärkt und viele Menschen aktiv werden lässt, sollen den Agenda-Gedanken nachhaltig in der Gemeinde Lengau verankern.

Redaktion und Rückfragen

Bürgermeister der Gemeinde Lengau Erich Rippl
E-Mail: rippl.erich@lengau.ooe.gv.at

Regionalmanagement Oberösterreich, Geschäftsstelle Innviertel-Hausruck, Fachbereich Regionale Zukunftsgestaltung
Sandra Schwarz, MSc
E-Mail: sandra.schwarz@rmooe.at

Die Inhalte dieser Seite wurden von der Gemeinde Lengau und der Regionalmanagerin Sandra Schwarz gestaltet.