Kernenergie in der EU
Mit 100 Reaktoren ist in der Europäischen Union weniger als ein Viertel aller Reaktoren weltweit in Betrieb.
In 12 der 27 Mitgliedstaaten (MS) der Europäischen Union (EU) werden derzeit 100 Kernkraftwerke betrieben. Ein Mitgliedstaat betreibt zwar selbst kein Kernkraftwerk (KKW), ist aber Miteigentümer. In nur zwei Mitgliedstaaten ist ein Kernkraftwerk tatsächlich in Bau (Mochovce 4 in der Slowakei, KKW Flamanville in Frankreich, Netzanschluss geplant in den nächsten Monaten). Als Reaktion auf die geänderten Rahmenbedingungen infolge des Ukrainekriegs haben zwei Staaten den ursprünglich beschlossenen Ausstieg verschoben (Belgien und Deutschland). Spanien hält am Ausstieg fest. Die letzten drei Kernkraftwerke in Deutschland wurden dann Mitte April 2023 abgeschaltet. Mehrere Mitgliedstaaten, allen voran Frankreich, haben einen mehr oder weniger massiven Ausbau der Kernenergie (inkl. SMR) angekündigt bzw. in die Wege geleitet. Auch Laufzeitverlängerungen werden angestrebt. Ein Mitgliedstaat (Polen) beabsichtigt ein Kernenergieprogramm neu zu starten. Auch in Italien oder Estland stehen Pläne im Raum.
Staat | Reaktoren in Betrieb | Reaktoren in Bau | Status/Pläne/Ausstieg | KKW-Anteil an der Stromproduktion 2023 |
---|---|---|---|---|
Belgien (Betreiberstaat) |
5 | 0 | Ausstieg verschoben (von 2025 auf 2035) | 41,2 |
Bulgarien (Betreiberstaat) |
2 | 0 | Neubaupläne (Baustelle in Belene suspendiert) | 40,5 |
Dänemark | 0 | 0 | Keine KKW, Parlamentsbeschluss 1985 | - |
Deutschland | 0 | 0 | Ausstieg 2022 auf 15.4.2023 verschoben, Ausstieg erfolgt | - |
Estland | 0 | 0 | Keine KKW, SMR im Gespräch | - |
Finnland |
5 | 0 | Bau eines KKW (Beteiligung von Rosatom) gestoppt, SMR geplant | 42 |
Frankreich (Betreiberstaat) |
56 | 1 | Massive Ausbaupläne (KKW und SMR), urspr. Reduktion des Anteils auf 50 Prozent bis 2030 revidiert, KKW Flamanville (EPR) Netzanschluss noch im Herbst 2024 geplant | 64,8 |
Griechenland | 0 | 0 | Keine KKW | - |
Irland | 0 | 0 | Keine KKW | - |
Italien | 0 | 0 | Ausstieg per Volksentscheid 1987, per Referendum 2011 Wiedereinstieg abgelehnt, nunmehr stehen Einstiegspläne im Raum (dazu kein neuerliches Referendum notwendig) | - |
Kroatien | 50 % von 1 | 0 | 50 % Miteigentümerschaft am KKW Krško in Slowenien | bezieht anteilig Strom aus dem KKW Krško |
Lettland | 0 | 0 | Keine KKW | - |
Litauen | 0 | 0 | KKW Ignalina abgeschaltet, Neubaupläne suspendiert | - |
Luxemburg | 0 | 0 | Keine KKW | - |
Malta | 0 | 0 | Keine KKW | - |
Niederlande (Betreiberstaat) |
1 | 0 | Ausstieg wieder aufgehoben, Neubaupläne | 3,2 |
Österreich | 0 | 0 | Keine KKW, 1978 per Volksentscheid abgelehnt | - |
Polen | 0 | 0 | Neubaupläne, Einstieg in Vorbereitung (erstes KKW 2033) auch SMR | - |
Portugal | 0 | 0 | Keine KKW | - |
Rumänien (Betreiberstaat) |
2 | 0 | Fertigstellung von Cernavoda 3 und 4 geplant (Bau seit Jahrzehnten unterbrochen), Rumänien setzt auch auf SMR | 18,9 |
Schweden (Betreiberstaat) |
6 | 0 | Ursprüngliche Ausstiegspläne 2010 aufgehoben, Ausbau in Planung, Bau von neuen Atomkraftwerken an weiteren Standorten soll ermöglicht werden | 28,6 |
Slowakei (Betreiberstaat) |
5 | 1 | KKW Mochovce 3 seit Anfang 2023 am Netz, Block 4 Fertigstellung 2024 geplant, Neubaupläne (Standort Bohunice) | 61,3 |
Slowenien (Betreiberstaat) |
50 % von 1 | 0 | Kroatien hält eine 50 % Miteigentümerschaft am KKW Krško, Ausbau am Standort Krško geplant | 36,8 Anteile davon an Kroatien |
Spanien (Betreiberstaat) |
7 | 0 |
Schrittweiser Ausstieg beschlossen, Spanien hält am Ausstieg fest, Reaktoren sollen zwischen 2027 und 2035 vom Netz gehen |
20,3 |
Tschechische Republik (Betreiberstaat) |
6 | 0 | Neubaupläne an den Standorten Dukovany und Temelín sowie SMR | 40 |
Ungarn (Betreiberstaat) |
4 | 0 | KKW Paks II Baugenehmigung erteilt, noch kein Bau | 48,8 |
Zypern | 0 | 0 | Keine KKW | - |
gesamt | 100 | 2 |
Die Daten beruhen unteranderem auf der Power Reactor Information System Datenbank (PRIS) der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA): → iaea.org/pris. Detailierte Angaben zu allen KKW in Europa finden Sie in einer WebGIS-Applikation auf der Website des Umweltbundesamtes.